Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Ich sehe Gefahren für unsere Demokratie“
Nach Chemnitz und Köthen beklagt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) eine gefährliche Polarisierung des Landes
BERLIN. Es muss einiges passieren, bis Franziska Giffey (SPD) ihre zuversichtliche Stimmung verliert. Doch die Ereignisse von Chemnitz und Köthen, die Provokationen und Entgleisungen im Bundestag, der Koalitionskrach um die Zukunft von Verfassungsschutzpräsident HansGeorg Maaßen – das alles hat Spuren hinterlassen: Beim Gespräch in ihrem Büro klingt die oft so zupackend gut gelaunte Bundesfamilienministerin besorgt. ein Bild macht, bevor man urteilt. Dazu gehört, dass man mit den Leuten direkt spricht. Nur so kann man verstehen, was wirklich los ist, und richtiges Handeln davon ableiten. will deshalb den Freiwilligendienst ausbauen. Es geht um Anreize und gute Bedingungen statt Zwang. Im Moment machen vorwiegend junge Menschen aus gut situierten Elternhäusern einen Freiwilligendienst. Weil sie es sich leisten können, ein Jahr quasi ohne Lohn zu arbeiten. Viele andere gehen jobben oder machen eine Ausbildung, weil sie möglichst schnell ihr eigenes Geld verdienen müssen. Ich will, dass alle, die sich engagieren wollen, das auch können. Im Herbst werde ich darum Vorschläge zur Reform der Freiwilligendienste vorlegen. Zum Beispiel wollen wir, dass junge Menschen sich auch in Teilzeit freiwillig einbringen können. Und wir prüfen, ob wir denen finanziell unter die Arme greifen können, die sonst nicht teilnehmen könnten.