Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Lucky Man“Mockridge begeistert Jena
Auf seiner Unplugged-Tour unterhielt das Ausnahmetalent der deutschen Comedyszene am Donnerstagabend 2300 Gäste
JENA. Er hat schon ein verrücktes Jahr hinter sich gebracht, mit vielen Fernsehshows und mit einer gigantischen und ausverkauften Arenatour durch alle großen Städte und vor rund 600 000 Fans. „Es war an der Zeit, und ich hatte Lust, es mal wieder kleiner und bodenständiger anzugehen“, erzählt Luke Mockridge am Donnerstagabend in der mit 2300 Gästen ausverkauften Jenaer Sparkassenarena.
Er hat sich und seinen Fans deshalb nach den Sommerferien eine „Nachspielzeit“gegönnt, in zehn kleineren Städten und einem „intimeren“Rahmen. Nur einen groben Stichwortzettel hat er sich dafür bereit gelegt – ansonsten ist alles möglich und ganz spontan, jede Show somit einmalig und vieles improvisiert.
So ist er auch in Jena in seinem Element. Er erzählt von seinen fünf Brüdern, vom gefährlichen Spiel Treppenrutschen, berichtet aus seiner Schulzeit, von seinen Eltern und deren Erziehungsmethoden. Er rätselt über Babys im Urlaubsflieger und Kofferläden im Flughafen. Er straft insbesondere Englischlehrer ab, lässt die Neunziger Revue passieren und beschreibt die absurdesten Alltagssituationen, in denen sich aber jeder sofort wiederfindet.
Es ist herrlich, seinen locker erzählten Geschichten zu folgen und sich dabei köstlich zu amüsieren. Er flitzt über die Bühne, bezieht spontan Situationen und Publikum in seine Gags mit ein, bringt die Leute selbst durch Mimik und Körpersprache schon zum Lachen. Das Talent ist dem kanadisch-italienischen Mockridge-Clan offenbar in die Wiege gelegt: Vater Bill ist Schauspieler und Kabarettist, berühmt vor allem durch seine Rolle in der „Lindenstraße“, Mutter Margie Kinsky geht den gleichen Berufen nach. Und auch die Brüder sind als Regisseur, Musiker, Sänger, Schauspieler oder Model erfolgreich.
Seine Kindheit und Jugend – man ahnt es – bietet also eine Menge Stoff für seine Gags. Spielzeuge konnten zu seiner Zeit nur exakt eine Sache, erzählt er. Die Regenbogenspirale konnte nur die Treppe hinunterpurzeln. Und das auch noch schlecht. Heute können Spielsachen alles und schon Dreijährige ein I-Pad bedienen. Das einzige, worauf er früher rumgewischt habe, sei der Samtbezug des Sofas gewesen.
Luke Mockridge kommt vom Hundertsten ins Tausendste, scheut auch keine Peinlichkeiten. Er lässt Jena teilhaben, wie er seine eigene Sexualität entdeckt hat und von der Mutter erwischt wurde. Er erzählt, wie in den Clubs die Frauen angebaggert werden und sich Kiffer auf Partys unterhalten: „Auf einer Skala von eins bis zwei, welches Tier bist du?“– „Gelb!“
Nach der Pause wird es musikalisch. Luke Mockridge beweist, dass er nicht nur schlagfertig ist, sondern auch ein begnadeter Musiker. Wieder improvisiert er nach Lust und Laune – und ohne Noten. Einmal geht es quer durch die Hits der 90er, mit denen er groß geworden ist und die er immer noch auswendig kann: Michael Jackson, Celine Dion, Falco, Backstreet Boys. Er interpretiert Kinderlieder neu, bastelt Medleys zusammen, spielt verschiedene Instrumente ein – und das textsichere Jenaer Publikum singt eifrig mit.