Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Feriendorf mit herrschaftlichem Teehaus
Urlaub auf den Fahner Höhen: Oliver Bosse will weiter in Kleinfahner investieren
KLEINFAHNER. Wer einmal durch Kleinfahner gefahren ist, dem sind sie garantiert aufgefallen – grüne Schilder, die Lust auf Urlaub machen, die zum „Feriendorf Kleinfahner“weisen. Klein, aber fein, liegt das Dorf im Dorf am Ortsrand. Mit freiem Blick weit über die Landschaft in nahezu allen Richtungen. Diese exponierte Lage hatten bereits die Grundherren des Dorfes erkannt, die Herren von Seebach.
Denn oberhalb des heutigen Feriendorfes platzierten sie ein Teehaus über der einstigen Gutsgärtnerei, in dem sie den Ausblick genießen konnten. Es gehört heute zu den letzten Erinnerungen an das ehemalige Rittergut. Die Hauptgebäude wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den sowjetischen Besatzern abgerissen, nur das Teehaus blieb verschont. Die Familie von Seebach wurde enteignet und vertrieben. Es wurde ihr dauerhaft untersagt je wieder einen Fuß auf ihr einstiges Eigentum zu setzen.
Vor der Wende wurde das Teehaus von der LPG genutzt. Es diente als Basis für die angegliederte Gärtnerei. Hier wurden Blumen verkauft, es konnten Kranzgebinde bestellt werden, erinnern sich die Anwohner. Nach der Wende wurde das Gelände verkauft – an einen westdeutschen Investor. Der setzte damals (etwas zu früh) auf den auf die Fahner Höhen strömenden Tourismus. Er stellte mehrere Wohnwagen in Reihe und vermarktete dies als Feriendorf. Das Konzept scheiterte, das Feriendorf stand zum Verkauf. 2012 wurde das Feriendorf vom Obsthof Bosse übernommen und grundlegend saniert. Damals sei man mitten im Ausbau der Dachwiger Mühle gewesen, erinnert sich Oliver Bosse, da bot es sich an, die daran gebundenen Kapazitäten gleich für ein zweites Projekt zu nutzen. Die Bungalows sind eigentlich komplett eingerichtete überdimensionale Wohnwagen, wie man sie von Ferienanlagen in Holland oder England kennt. Sie wurden komplett saniert, mit größeren Betten ausgestattet, Duschen und neuen Außenanlagen. Jetzt sind es zehn Bungalows, die Platz für 40 Personen bieten. Dazu gibt es ein Partyzelt nebst Versorgungsgebäude, eine Spielwiese und einen Catering-Service.
Nach der Übernahme wären es vor allem Bauarbeiter gewesen,
Ehemalige Gutsgärtnerei ist jetzt Erholungsort
die für Auslastung gesorgt hatten, erinnert sich Oliver Bosse an die Zeit, als im Erfurter Norden das Hochregallager von KNV gebaut wurde. Inzwischen habe der gute Ruf dazu geführt, dass die Bungalows stets gut ausgelastet sind. Derzeit sind es vor allem Autokennzeichen von der Ostseeküste, über das Jahr werden die Unterkünfte von vielen Stammgästen gebucht. Und für Familien- und Silvesterfeiern.
Mit den komfortablen Unterkünften im Mühlenhof, mit der 2010 in Herbsleben eröffneten Pension „Minna“und mit der „Alten Bäckerei“in Dachwig, die 2016 zum Gästehaus ausgebaut wurde, könne man jetzt jeder Nachfrage für Unterkünfte in der Ferienregion Fahner Höhe gerecht werden – vom gehobenen bis zum gediegenen Anspruch.
Zu verdanken sei dies auch dem guten Angebot der umliegenden Gemeinden. Es gibt gut ausgebaute Wanderwege, Bäder in Gierstädt und Dachwig, die Landeshauptstadt liegt in der Nähe – und auf der Fahner Höhe selbst dominiere vor allem Ruhe.
Mit der Ruhe könnte es demnächst allerdings kurzfristig vorbei sein. Denn Oliver Bosse will das leer stehende Teehaus in die Kur nehmen und in die Angebote des Feriendorfes einbinden. Unten soll ein Veranstaltungsraum Platz finden, oben eine Ferienwohnung. Seit drei Jahren werde bereits geplant – die Auflagen der Denkmalpflege lassen ihn allerdings noch innehalten. Denn die Denkmalschützer fordern eine offene Sichtachse von unten nach oben zum Teehaus. Dafür müssten mehrere Bungalows umgesetzt werden – auch die Partyzone steht den Bedingungen im Weg. Oliver Bosse rechnet mit etwa 300 000 Euro, die investiert werden müssten. – und zögert noch...