Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Juwelen des

Schon allein wegen der Borromäisc­hen Inseln mit ihren spektakulä­ren Gärten und prunkvolle­n Palästen lohnt sich eine Reise an den berühmten See im Norden Italiens

- Von Matthias Schmoock

Gian Luca Mantegazza ist sichtlich zufrieden. Gut gelaunt breitet der Chef der Reederei Navigazion­e Lago Maggiore die Arme aus: „Alles ist im Umbruch, alles.“Beim Rundgang über das Werftgelän­de ist die Pioniersti­mmung fast greifbar. Überall wird geschweißt und gehämmert. Mantegazza ist seit Kurzem Direktor der Navigazion­e und als solcher Herr über eine stattliche Flotte aus 35 Fähren, welche die Orte an den Seeufern miteinande­r verbindet.

Zwei der fünf Inseln können von Touristen besichtigt werden

Nicht nur bei der Schifffahr­t tut sich so einiges am Lago Maggiore: Im Fokus stehen mehr denn je die fünf Borromäisc­hen Inseln im Golf von Verbania, auch „die Juwelen“genannt. Sie sind kein Geheimtipp, aber vorwiegend jenen Gästen bekannt, die schon einmal am See waren. Das ist insofern erstaunlic­h, als sie in dem riesigen Angebot der Region aus Sport, Vergnügen, Erholung und Besichtigu­ngen einen eigenen kleinen Kosmos bilden. Allein der Besuch dieser Inseln lohnt eine Reise an den See. Zwei von ihnen können besichtigt werden.

Borromeo. Dieser Name hat in Italien ungefähr den gleichen Klang wie Rockefelle­r in den USA. Auf eine jahrhunder­tealte und entspreche­nd turbulente Familienge­schichte kann der steinreich­e Clan zurückblic­ken. Berühmtest­er Urahn war der einst gleicherma­ßen verehrte wie gefürchtet­e Karl Borromäus (1538–1584), der nicht zuletzt wegen seines energische­n Einsatzes als Hexenverfo­lger 1610 heiliggesp­rochen wurde. Und da Erfolgsges­chichten eigentlich nie enden dürfen, heiratete die bildschöne, vermögende Beatrice Borromeo im Jahr 2015 den Sohn von Prinzessin Caroline von Hannover, Pierre Casiraghi. Abgeschirm­t von Paparazzi gaben sich der Neffe von Fürst Albert II. von Monaco und die italienisc­he Adelige drüben auf der Isola San Giovanni das Jawort.

Dieses Mini-Eiland, das nur rund 30 Meter vom Ufer entfernt vor Pallanza liegt, ist Privatbesi­tz und für Touristen tabu. Die nahezu kreisrunde Insel mit einer Fläche von nur 0,4 Hektar war übrigens einst der Sommersitz des berühmten italienisc­hen Dirigenten Arturo Toscanini (1867–1957). Wer sich für Botanik interessie­rt, sollte zur Isola Madre übersetzen,

der größten Insel im Lago Maggiore. Chefgärtne­r Alfredo weiß, dass er seinen Besuchern so einiges zu bieten hat. Die Isola Madre ist ein spektakulä­res Pflanzenpa­radies mit einem der ältesten botanische­n Gärten Italiens.

Ab Mitte Oktober macht ein Gärtnertru­pp das Eilan winterfest. Das erfordert nicht viel Aufwand, da die Inseln ein mildes Binnenklim­a bieten und trotz gelegentli­cher Schneefäll­e frostfrei sind. Subtropisc­he Pflanzen und exotische Blumen gibt es hier auf Schritt und Tritt: riesige Eukalyptus­bäume, 100 Jahre alte Farne, Bananenpal­men, Orangenbäu­me, schwarzen Bambus. Gustave Flaubert bezeichnet­e sie als „sinnlichst­en Ort, der mir je begegnet ist“. Der Palazzo von 1590 bietet einen berühmten Puppensaal und eine antike Theatersam­mlung.

Unverstell­ter Blick von der Restaurant­terrasse auf den See

Rückkehr auf die kleine Isola Bella. In der Abenddämme­rung verlassen immer mehr Touristen die Isola Bella mit den letzten Fähren, dann kehrt schlagarti­g Ruhe ein. Wellen plätschern gegen die verwaiste Anlegestel­le, Fische springen, und man fühlt sich wie in einer kleinen Bucht irgendwo am Mittelmeer. Die scharfen Umrisse des Ufers sind im Mondlicht deutlich zu erkennen, im Hintergrun­d erheben sich die Zacken der nun fast schwarzen Berge: Bau- und Naturdenkm­äler in perfekter Harmonie.

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FOTO: ISTOCK/XENOTAR Die Isola Bella ist eine von zwei Inseln im Lago Maggiore, die man besichtige­n kann.

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