Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Räumliches Umdenken
Wie sich Umräumen auf uns auswirkt und was es beim Möbelrücken zu beachten gilt
Die eigenen vier Wände könnten eine Generalüberholung brauchen? Warum es auch uns guttut, ab und an umzustellen. 1 Wohlfühlfaktor
An unserer Einrichtung zeigen sich unser Geschmack und unsere Lebenseinstellung. Nicht umsonst wird das Zuhause von Psychologen als Spiegel der Seele bezeichnet. Doch was, wenn der Anblick unserer Wohnung nur noch Langeweile in uns auslöst oder Frust, etwa weil nach einer Trennung noch immer zu viel an die verflossene Liebe erinnert? Es muss dann ja nicht sofort eine komplette Renovierung sein. Auch kleinere Umräumaktionen sorgen für Abwechslung.
Und vielleicht bringen die neuen Reize auch frischen Wind in ganz andere Lebensbereiche. So wird etwa in der Kunstpädagogik dem Umräumen ein hoher Stellenwert beigemessen. In diesem Jahr erschien der Tagungsband „Umräumen. Das Moment der Veränderung bildungsinstitutioneller Räume“mit Beiträgen zu einer gleichnamigen kunstpädagogischen Fachtagung. Die These darin: Das Umräumen verändert gemachte Erfahrungen sowie Gelerntes und kombiniert diese neu, was sich auch auf das Denken, Fühlen und Handeln auswirkt.
2 Planung ist alles
Wer beim Umräumen ohne zu überlegen loslegt, erzeugt schnell ein unüberschaubares Chaos. Man denke nur daran, welche Büchermassen sich plötzlich im Zimmer stapeln, wenn ein vermeintlich kleines Regal ausgeräumt wurde. Und oft sieht die imaginierte Neupositionierung zentraler Einrichtungsgegenstände, zum Beispiel des Sofas im Wohnzimmer, in der Realität plötzlich gar nicht so gut aus wie gedacht – und alle Arbeit war umsonst. Entspannter läuft das Möbelrücken mit konkreten Planungen, etwa zwei, drei Wochen im Vorfeld, ab. Welche Möbel wandern wohin, sind Renovierungsarbeiten oder Neuanschaffungen notwendig und wie viel Zeit muss man für die ganze Aktion einrechnen? Hilfreich ist auch ein Plan mit den korrekten Raumund Möbelmaßen, damit am Ende keine böse Überraschung droht, etwa weil der Schrank gar nicht an die für ihn vorgesehene Wand passt. Und bevor das eigentliche Umrücken losgeht, ist meist auch eine kleine Entrümpelung sinnvoll. So räumt es sich leichter um und das Resultat ist umso luftiger.
3 Hilfe vom Fachmann
Und wenn es im Vorfeld schwerfällt, sich den späteren Raum vorzustellen, sorgen Apps wie das Einrichtungstool „Roomle“oder „Houzz“für Abhilfe. Mit ihnen kann man zum Beispiel Grundrisse anfertigen, Farbkonzepte ausprobieren und Einrichtungsgegenstände samt Accessoires digital nach Lust und Laune verrücken.
Wissenswertes zum Thema erfährt man auch in zahlreichen Tutorials auf Videoplattformen wie Youtube oder Vimeo. Vlogger sprechen dort über ihre persönlichen Umräum-Erfahrungen, geben Tipps zum minimalistischen Wohnen oder dem Möbelstellen in besonders kleinen Wohnungen. In der analogen Welt bieten professionelle Einrichtungsexperten Beratung rund ums Re-Design an. Und sogenannte „Home Stager“setzen übrigens auch für Privatverkäufer die (noch bewohnten) Räume der jeweiligen Immobilie professionell in Szene, indem sie diese umstylen. Wer sich diese Dienste nicht leisten möchte, kann sich zumindest von der Arbeit der Raumgestalter etwas abgucken: Oft erstellen sie für die Gestaltung eines Raumes ein sogenanntes Moodboard, sammeln also inspirierende Fotos, die die Stimmung einfangen, die der Raum später haben soll. Das funktioniert analog, aber auch auf Online-Plattformen wie Pinterest.
4 So wird’s leichter
Worauf man beim Umräumen außerdem auf jeden Fall achten sollte? Auf die Gesundheit! Denn so mancher hat sich beim Umräumen schon einen Bandscheibenvorfall oder ein anderes Rückenleiden eingehandelt. Neben anpackenden Mitmenschen unterstützen Hilfsmittel wie Transportroller oder eine Sackkarre (Letztere mit einem Brett als Auflagefläche versehen) beim Umstellen. Im Handel erhältlich sind außerdem spezielle Möbelgleiter, die nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern auch empfindliche Fußböden schonen. Genauso brauchbar ist aber auch ein alter Teppich oder eine Decke aus Fleece. Und dann kann alles an die richtige Stelle geschoben werden. Große Möbel wie Couch, Bett oder Tische wirken oft besonders gut, wenn sie zentral im Raum arrangiert werden und auch entsprechend Platz haben, um zu wirken.
5 Tierisch gemütlich
Und wenn der Mensch mit seinen vier Wänden fertig ist, kümmert er sich um das Zuhause seiner tierischen Lieblinge – oder sie tun es eben selbst: Haustierbesitzer berichten immer wieder davon, wie Hamster, Kaninchen und Co. ihr Zuhause auf den Kopf stellen. Das kann aber auch ein Zeichen von fehlender Abwechslung sein, weshalb auf eine artgerechte Ausstattung geachtet und immer mal wieder eine neue Möglichkeit zum Austoben bereitgestellt werden sollte. So fühlen sich die meisten Katzen von herumstehenden Kartons stark angezogen und ändern alle paar Wochen mal ihren Lieblingsschlafplatz — es soll ja nicht langweilig werden. Ähnliches versucht man auch in Tierparks. So leben etwa die beiden Pandabären „Meng Meng“und „Jiao Qing“im Berliner Zoo im sogenannten Panda Garden, ein über 5000 m² großer Palast mit Schaukel und Klettergerüst gesäumt von Bambus. Ähnlich komfortabel versuchen auch andere Zoos die Wohnbereiche ihrer Tiere umzugestalten, wie zum Beispiel der Zoopark Erfurt, der bereits 2014 eine neue, 15 000 Quadratmeter große Elefantenanlage eröffnete, mit Wasserbecken im Außen- und Innenbereich, Felsen, schattigen Plätzchen und großen Boxen.
„In der Wohnung der Gewohnheit stehen zu viele Möbel.“Manfred Hinrich, Kinderbuchautor