Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Waru mwi r auf unsere Ohren hören sollten

Unser Gehör wird im Laufe des Lebens nicht besser. Inwiefern diese Tatsache mit unserem Gehirn zusammenhä­ngt, ob Onlinehört­ests etwas taugen und wann man eigentlich zum Arzt gehen sollte

- Von Tanja Ransom

Im Laufe der Jahre nimmt unser Hörvermöge­n oft schleichen­d ab – vielen Menschen ist das allerdings gar nicht bewusst. Der Facharzt für HNOHeilkun­de und Privatdoze­nt Jan Löhler hat zu diesem Thema eine Studie mit rund 1000 Patienten zwischen 50 und 75 Jahren durchgefüh­rt. Sie machten alle Hörtests und gaben an, inwiefern ihnen etwaige Hörproblem­e bewusst waren.

Heraus kam: Ein Drittel der zwischen 50- und 60-Jährigen sowie fast 80 Prozent der Teilnehmer zwischen 60 und 70 hatten eine vermindert­e Hörleistun­g. Das Überrasche­nde: Den jüngeren Probanden war eher bewusst, dass sie Probleme mit dem Gehör haben. Woran das liegt? Mediziner Jan Löhler vergleicht dies mit dem täglichen Blick in den Spiegel. „Sieht man sich selbst jeden Tag, erscheint einem das eigene Gesicht vertraut und normal. Vergleicht man hingegen Fotos von vor zehn Jahren mit einer Momentaufn­ahme von heute, sieht man wohl erhebliche Unterschie­de.“Ähnlich sei es mit dem Gehör: „Irgendwann denkt man, es sei ganz normal, wie man Geräusche wahrnimmt, selbst wenn das eigentlich deutlich schlechter ist als vor einigen Jahren“, so Löhler.

Online das Gehör überprüfen?

Aus diesem Grund empfiehlt Löhler besonders Menschen ab 50 Jahren regelmäßig­e Untersuchu­ngen beim HNO-Arzt. Von Hörtests, die man mittlerwei­le auch kostenlos online machen kann, hält Löhler allerdings nicht viel. Diese könnten allenfalls Hinweise auf eine Hörminderu­ng liefern, da individuel­le Unterschie­de bei Kopfhörern und Lautsprech­ern nicht berücksich­tigt werden könnten.

Und wann sollte man zum Arzt?

Generell gelte: „Wer akute oder bereits länger andauernde Anzeichen von Schwerhöri­gkeit hat, sollte auch mit einem Arzt sprechen.“Etwa, wenn es schwerfäll­t, bei Hintergrun­dgeräusche­n einem Gespräch zu folgen oder wenn man häufig das Gefühl hat, andere nuscheln oder sprechen zu leise. Das muss natürlich nicht immer auf eine ernste Erkrankung hinweisen. „Manchmal müssen Patienten auch einfach einmal wieder richtig ausschlafe­n oder gegen eine Mittelohre­ntzündung behandelt werden.“

Und falls doch eine Hörhilfe her soll, empfiehlt der Experte, diese tatsächlic­h auch immer zu tragen, selbst wenn man alleine ist. „Nur auf diese Weise kann das Gehirn dahingehen­d trainiert werden, wichtige von unwichtige­n akustische­n Informatio­nen automatisc­h zu unterschei­den.“

 ?? FOTO:ISTOCK/AABEJON ?? Hörtests werden mit steigendem Alter wichtiger.
FOTO:ISTOCK/AABEJON Hörtests werden mit steigendem Alter wichtiger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany