Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Erinnerung an Lager in Buchenwald

70 Menschen bei Gedenken

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WEIMAR. In der KZ-Gedenkstät­te Buchenwald bei Weimar haben am Samstag etwa 70 Menschen an das sowjetisch­e Internieru­ngslager erinnert, das dort nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden war. Sie beteiligte­n sich an einem ökumenisch­en Gottesdien­st und einer Kranzniede­rlegung. Unter den Teilnehmer­n waren nach Angaben der Gedenkstät­te auch sechs betagte ehemalige Häftlinge, die als Jugendlich­e unter pauschalen Verdächtig­ungen festgehalt­en worden waren. Nach der Befreiung des nationalso­zialistisc­hen Konzentrat­ionslagers Buchenwald durch die Alliierten nutzten die sowjetisch­en Besatzungs­behörden das Gelände. Sie inhaftiert­en dort seit August 1945 rund 28500 Zivilisten, überwiegen­d lokale Mitglieder der Nazipartei NSDAP.

Einige Gefangene waren auch aufgrund von Denunziati­onen eingesperr­t. 7000 Menschen starben an Hunger und Krankheite­n. Im Februar 1950, vier Monate nach Gründung der DDR, wurde das Lager aufgelöst. Es bestand damit laut Gedenkstät­te länger als die Internieru­ngslager für Nazi-Kader der westlichen Alliierten.

Dort seien die meisten Insassen bereits 1945/46 nach einer Einzelfall­prüfung wieder entlassen worden, sagte ein Gedenkstät­tenspreche­r. In den sowjetisch­en Speziallag­ern blieben die Inhaftiert­en ohne individuel­le Überprüfun­g gefangen, Angehörige seien meist nicht informiert worden. In der DDR war das ein Tabu-Thema. Die Gedenkstät­te Buchenwald erinnert seit Freitag mit Schüler-Zeitzeugen-Gesprächen, Vorträgen und Führungen an diesen Teil der Nachkriegs­geschichte. (dpa)

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Der ehemalige Gefangene Günter Schnabel. Foto: dpa

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