Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Kritik an billigen Bahntickets
Rabattsystem soll auf den Prüfstand
BERLIN. In der Diskussion um sinkende Erträge bei der Deutschen Bahn hatte sich der Bund als Eigentümer bislang zurückgehalten – ist es doch erklärtes Ziel, die Zahl der Fahrgäste in Fernzügen bis 2030 zu verdoppeln. Eine Woche nach dem Brandbrief von Konzernchef Richard Lutz an seine Führungskräfte fordert das Verkehrsministerium nun eine Überprüfung des Rabattsystems. „Im Fernverkehr steigen die Passagierzahlen zwar, aber die Gewinne sinken. Ich bin überrascht darüber, wie viele Rabatte angeboten werden“, sagte Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann (CDU) der „Welt“.
„Es ist nicht nur für die Kunden schwer, da den Überblick zu behalten, sondern die Bilanz zeigt auch, dass sich mit diesem Preismodell die Kosten nicht decken lassen“, kritisierte er. Der Vorstand der Bahn müsse sich überlegen, ob er dieses Preissystem fortführen könne. „Das Rabattsystem muss auf den Prüfstand. Womöglich profitieren von all den Sparpreisen und Sonderrabatten nur einige wenige, während die Mehrheit dafür einen höheren Normalpreis zahlen muss.“
Ferlemann kritisierte zudem Bahn-Chef Lutz für dessen Brandbrief. „Ich halte nichts davon, solche Briefe zu schreiben. Offenbar funktioniert die Zusammenarbeit im Bahn-Vorstand nicht, sonst wäre das nicht nötig gewesen.“Lutz hatte mit seinen Vorstandskollegen geschrieben, die Bahn befinde sich in einer schwierigen Situation, die sich zuletzt noch weiter verschlechtert habe. (rtr/zrb)