Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Vuelta: Yates rundet Triumph-Jahr für Briten ab

Vor ihm siegten bereits Froome und Thomas bei Giro und Tour. Die Radsport-Erfolge kommen nicht von ungefähr

- VON TOM MUSTROPH

MADRID. Simon Yates hat ein phänomenal­es Rundfahrt-Jahr für den britischen Radsport abgerundet. Der 26-Jährige vom Team Mitchelton-Scott gewann die Vuelta. Vor ihm siegten bereits die Briten Chris Froome und Geraint Thomas beim Giro d‘Italia und der Tour de France. „Ich muss das erstmal alles sacken lassen, es ist unglaublic­h“, sagte Simon Yates am Sonntag nach der Abschlusse­tappe in Madrid, die Elia Viviani (QuickStep Floors) im Sprint gewann. Mit Zwillingsb­ruder Adam Yates steht ein Mann bereit, der für eine Familiendo­minanz bei den Grand Tours sorgen könnte.

Erfolge dieser Art hätte sich John Yates sicher nicht träumen lassen, als er seine beiden elfjährige­n Simon und Adam mal zu einem Rennnachmi­ttag ins Velodrom von Manchester mitnahm. „Es war toll. Eine Woche später waren sie schon bei einem Klub angemeldet“, erzählte Simon Yates dieser Zeitung. Der Klub hieß Bury Clarion – auch Vater John fuhr dort.

Bei Bury Clarion trainierte­n die Yates-Zwillinge parallel auf Bahn und Straße. Simon wurde ins Bahn-Förderprog­ramm von British Cycling aufgenomme­n. Er holte den Weltmeiste­rtitel im Punktefahr­en 2013. Im selben Jahr gewann Chris Froome erstmals die Tour de France. Und Bradley Wiggins, Toursieger des Jahres zuvor, versuchte sich am Giro-Erfolg. Wiggins war im Bahn-Programm von British Cycling groß geworden. Er war der Türöffner für parallele Karrierewe­ge auf Bahn und Straße.

Auf Wiggins folgten andere. Mark Cavendish etwa, 2005 erstmals Weltmeiste­r auf der Bahn, 2011 Weltmeiste­r auf der Straße. Oder Geraint Thomas, 2008 gemeinsam Verfolgung­sOlympiasi­eger im Team mit Wiggins, 2012 Titelverte­idiger bei den Spielen in London und 2018 Tour-Sieger für Sky.

„Bei uns wollen sie alle eigentlich Straßenfah­rer werden. Wir bilden sie für die Bahn aus, weil es dort Medaillen zu holen gibt, was gut ist für die Nation. Danach können die, die wollen, Straßenpro­fis werden“, sagte Rod Ellingwort­h, Bahntraine­r bei British Cycling und Straßencoa­ch bei Team Sky, dieser Zeitung. Ohne die Ressourcen, die Großbritan­nien in das Bahnprogra­mm steckt, wären die Straßenerf­olge nicht denkbar.

In der letzten Dekade gab es ein Luxusprobl­em: Es wurden so viele Talente hervorgebr­acht, dass sie beim Straßenfla­ggschiff Sky nicht mehr unterkamen. Bitterste Pille für David Brailsford, den starken Mann des britischen Bahnprogra­mms und Sky-Teamchef: Bei Grand Tours wollen ihm mit Simon Yates ein selbst entwickelt­es Talent und mit Adam Yates ein verschmäht­er Rohdiamant die Siege streitig machen.

Die Yates-Brüder wollen bei Mitchelton-Scott bleiben. „Wir fühlen uns wohl hier“, meinte Simon – und verstand dies auch als Kampfansag­e an Sky.

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Sieger der Spanien-Rundfahrt: Simon Yates. Foto: dpa

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