Thüringische Landeszeitung (Gera)
Mut zum Radweg
Straßenabstufung kann Chance sein
Für Landkreise und Gemeinden ist es ein Kreuz. Sie müssen sich manchmal jährlich mit ungeliebtem Zuwachs befassen – die Zahl der Straßenkilometer in ihrer Zuständigkeit wächst von Jahr zu Jahr. Warum? Der Freistaat entledigt sich seines Verkehrsnetzes nach und nach. In den vergangenen sieben Jahren schmolz das um beachtliche 428 Kilometer.
Mit der Eröffnung zahlreicher Autobahnteilstücke haben viele Bundesstraßen ihre Bedeutung verloren und sind zu Landesstraßen geworden, sodass auch der Freistaat zusätzliche Unterhaltungskosten zu tragen hat. Angesichts klammer Kassen sicher kein Zuckerschlecken.
Nicht immer nehmen Kommunen hingegen die Allgemeinverfügungen des Ministeriums widerstandslos hin. Der Grund liegt auf der Hand: Ein Erfolg würde Unterhaltungskosten sparen. RotRotGrün stuft aber angesichts der vorliegenden Zahlen mit Augenmaß ab, verzichtet auf Tabularasa.
Dennoch: Am Ende müssen viele Kommunen, die längst am Hungertuch nagen, weitere finanzielle Belastungen stemmen. Oder sie entwickeln andere Konzepte. Denn das Abstufen von Straßen trägt auch dazu bei, dass die Notwendigkeit des Verkehrsweges wirklich hinterfragt wird. Solange man die Musik nicht bezahlen muss, die gespielt wird, gewöhnt man sich an traditionelle Wegebeziehungen. Oft existieren Straßen aber parrallel – damit sind wir wieder bei den Autobahnen, aber auch Umgehungsstraßen müssen genannt werden. Mut zum Einzug mancher althergebrachter Verkehrswege ist nötig. Als Radwege können sie, wo das verkehrstechnisch möglich ist, noch viele Jahre fortbestehen – und die Kosten würden natürlich deutlich minimiert.