Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ein Mann kämpft gegen einen Wal

„Nennt mich Ismael.“– Mit diesem Satz beginnt eines der berühmtest­en Bücher der Welt – Es heißt „Moby Dick“, geschriebe­n hat es ein Mann namens Herman Melville

- VON STEFANIE PAUL

KASSEL. Da ist dieser irre Kapitän. Ahab ist sein Name. Mit einem Segelschif­f jagt er kreuz und quer über die Meere. Ahab hat nur ein Ziel: Er will Moby Dick erwischen – einen geheimnisv­ollen, weißen Pottwal. Denn Ahab will Rache. Jahre zuvor hatte er im Kampf mit Moby Dick ein Bein verloren. Und das soll ihm der Wal nun büßen. Koste es, was es wolle!

Die Geschichte nimmt kein gutes Ende: weder für Ahab, noch für seine Mannschaft, noch für sein Schiff. Die „Pequod“wird von Moby Dick gerammt und sinkt. Nur einer überlebt, der Erzähler Ismael. Heute ist „Moby Dick“eines der berühmtest­en Bücher der Welt.

Geschriebe­n hat das Buch Herman Melville. Er lebte in dem Land USA. Melville fuhr selbst als Walfänger zur See. „Aber nicht, weil er Sehnsucht nach dem Meer hatte. Es gab damals eine große Wirtschaft­skrise, und es war schwer, einen Job zu finden“, erklärt der Forscher Daniel Göske. Er beschäftig­t sich schon seit vielen Jahren mit Herman Melville und seinen Schriften. Als junger Mann heuerte Herman Melville auf einem Walfang-Schiff an und umsegelte die Welt. Doch das Leben an Bord war extrem hart. Es gab keine Heizung, die Klamotten waren ständig nass und oft hatte die Mannschaft nichts Vernünftig­es zu essen. Deshalb machte sich Melville bei einem Landgang aus dem Staub.

Für mehrere Wochen lebte er auf einer Insel im Pazifische­n Ozean, zusammen mit den Eingeboren­en.

Seine Erlebnisse schrieb er in einem Buch auf. Es heißt Taipi. „Es wurde ein riesiger Erfolg und Melville wurde mit einem Schlag weltberühm­t“, sagt Daniel Göske.

Als Moby Dick erschien, war Melville also schon ein berühmter und gefeierter Schriftste­ller. Aber das sollte sich schlagarti­g ändern. Denn vielen Leuten in den USA gefiel das Buch überhaupt gar nicht. Das hatte mehrere Gründe. „In dem Buch kommt zum Beispiel keine Liebesgesc­hichte vor“, erklärt der Experte. So etwas musste ein Roman damals aber unbedingt haben.

In Großbritan­nien dagegen gefiel vielen Menschen das Buch. „Aber leider bekam Melville von den positiven Kritiken nichts mit“, verrät Daniel Göske. Melville hatte stattdesse­n das Gefühl, ausgelacht zu werden.

„Er zog sich immer mehr zurück, er wurde einsam und verbittert“, sagt der Fachmann.

Eines hat Melville nie getan: Er hat nie mit dem Schreiben aufgehört. Den späteren Erfolg seines Buches „Moby Dick“hat er allerdings nicht mehr erlebt.

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Foto: Hal Whitehead Das Foto zeigt den Kopf eines riesigen Pottwals unter Wasser.
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Foto: Stefanie Paul Eine Sondermark­e mit dem ·Schriftste­ller Herman Melville von 1984.

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