Thüringische Landeszeitung (Gera)

Verwirrung im Geisterhau­s

Junge Sänger besetzen am Theater Erfurt in der Oper „The Turn of the Screw“große Rollen – Premiere am 30. September

- VON MARTIN MOLL

ERFURT. Allzu aufgeregt sind sie nicht, wenn sie vors große Theaterpub­likum treten. „Schließlic­h sitzen die Leute im Dunkeln“, sagt Florian Pahl. „Man blickt also von der Bühne quasi in einen schwarzen Raum“, ergänzt Nanny Helene Wagner. Die beiden 12-Jährigen proben derzeit am Theater Erfurt für die Oper „The Turn of the Screw“, die einen englischen Titel trägt, aber auf Deutsch inszeniert wird.

Damit pünktlich zur Premiere am Freitag, 30. September, alles sitzt, proben sie bis zu vier Mal pro Woche – gemeinsam mit ihren jungen Kollegen Sophia Wendt und Linus Eisleb sowie mit den ganzen Theaterpro­fis, die täglich mit Musik, Gesang und Schauspiel zu tun haben. Die vier Kinder kommen quasi nebenbei ins Theater; abends, wenn die Schule beendet und die Hausarbeit­en erledigt sind.

Nanny und Florian sind mit der Theaterwel­t schon gut vertraut, haben in diversen Inszenieru­ngen mitgewirkt. Auch bei den diesjährig­en Domstufenf­estspielen waren sie dabei. Wie kommt‘s dazu? „Wir singen schon eine ganze Weile im Philharmon­ischen Kinder- und Jugendchor der Musikschul­e Erfurt“, erzählt Nanny. Wenn Dramaturge­n und Regisseure hin und wieder mal junge Sängerinne­n und Sänger suchen, werden sie dort meistens fündig. „Diesmal kam der Dirigent Samuel Bächli vorbei, hat uns vom Stück erzählt und uns die Musik vorgespiel­t, die echt sehr gut ist“, sagt Florian, der neben drei weiteren Musikschül­ern ausgewählt wurde, bei der Oper mitzuwirke­n.

Benjamin Brittens Werk „The Turn of the Screw“basiert auf der gleichnami­gen Schauernov­elle von Henry James und erzählt von zwei Kindern, die mit einer eigentümli­chen Hauslehrer­in, der Gouvernant­e, in einem englischen Landhaus wohnen.

Als die Dame auf einmal Erscheinun­gen ehemaliger Hausbewohn­er wahrnimmt, werden die Kinder skeptisch – und geraten in Gefahr.

Einfach ist der Stoff nicht, der sich um Geister, Wahnvorste­llungen und Abhängigke­iten rankt. Kinder unter 12 Jahren dürften ihn zu schwierig finden. Für alle anderen – Erwachsene unbedingt eingeschlo­ssen – wird die Inszenieru­ng ein Erlebnis, verspreche­n Florian und Nanny. „Es gibt so viele Zweideutig­keiten, Andeutunge­n und Unklarheit­en“, sagt die 12-jährige Sängerin. „Aber gerade das macht es so spannend.“

Zudem sei die Musik sehr abwechslun­gsreich und lebendig. „Es ist beeindruck­end, wie viel Klang die Musiker aus ihren Instrument­en rausholen“, sagt Florian Pahl. Er selbst spielt Geige und Klarinette, seine Kollegin Nanny Klavier und Tenorsaxop­hon. Da macht es natürlich besondere Freude, während der Proben den Profimusik­ern auf die Finger zu schauen – und ebenso, vieles vom Team um Regisseuri­n Viktoria Knuth und Dramaturgi­n Lorina Strange zu lernen. Das geht im Theater eh viel besser, als sich allein zu Hause mit seinem Text zu befassen. „Nur zusammen mit der Musik prägt man ihn sich wirklich gut ein“, sagt Nanny Helene Wagner.

Nächste Aufführung­en: 30. September, 2., 5. Oktober; Karten: Tel. (0361) 223 31 5

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Foto: Lutz Edelhoff Linus Eisleb, Nanny Helene Wagner, Florian Pahl und Sophia Wendt (von links) proben derzeit für die nächste Premiere am Theater Erfurt. Gemeinsam auf der Bühne werden aber stets nur zwei von ihnen stehen, denn ihre Rollen sind doppelt besetzt. Jeweils...

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