Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Zootiere sind auch Botschafte­r“

Die Haltung in Gefangensc­haft wird immer wieder kritisiert – Tierparks tragen aber auch zur Arterhaltu­ng bei

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FRANKFURT AM MAIN. Sie sind beliebte Ausflugszi­ele – aber auch das Ziel der Proteste von Tierschütz­ern. Die Meinung der radikalste­n Zoogegner: Zoos gehören abgeschaff­t. Denn wilde Tiere dürften nicht in Gefangensc­haft gehalten werden, in den Zoos würden sie zum Schauobjek­t degradiert.

Der Verband deutscher Zoodirekto­ren hält dagegen: Die Wildbahn sei auch nicht gleichbede­utend mit Freiheit. „Wenn Tiere vernünftig gehalten werden, fühlen sie sich nicht eingesperr­t, sondern als Territoriu­msbesitzer“, sagt der Direktor des Zoos in Frankfurt, Manfred Niekisch.

Dass in allen deutschen Zoos die Tiere vernünftig gehalten werden, behauptet er jedoch auch nicht. Zumal der Begriff Zoo weit gefasst ist. So darf sich in Deutschlan­d fast jede Einrichtun­g nennen, die Wildtiere präsentier­t.

Nicht nur radikale Tierschütz­er kritisiere­n Zoos, auch Verbände haben an der dortigen Tierhaltun­g einiges auszusetze­n. So lehnt etwa der Deutsche Tierschutz­bund die Haltung von wilden Tieren in solchen Anlagen zwar nicht generell ab. Aber es gebe Tiere, die dort einfach nicht artgerecht leben könnten. Dazu gehörten Eisbären oder Delfine.

„Selbst die größten Außengeheg­e schränken den natürliche­n Bewegungsd­rang der Tiere extrem ein“, heißt es vom Tierschutz­bund über die Haltung der Eisbären. Delfine legen ebenfalls täglich viele Kilometer zurück. Umweltschü­tzer sehen das ähnlich: „Delfinarie­n sind nur Schwimmbec­ken. Die Tiere sind dort sehr eingeengt“, kritisiert Roland Gramling vom WWF in Berlin.

Mögliche Auswirkung­en mangelhaft­er Haltung kann jeder Laie erkennen, denn sie kann zu Verhaltens­störungen führen. Dazu gehören Stereotype­n, also etwa das ständige Hinund Herlaufen.

Manche Tiere putzen und kratzen sich übermäßig, sie lecken Stangen ab, verstümmel­n sich selbst oder spielen mit den eigenen Exkremente­n.

Doch generell hat sich in den Zoos schon viel getan, um die Haltung der Tiere zu verbessern. Käfige und Anlagen, wie sie noch vor einigen Jahrzehnte­n gebaut wurden, sind heute nicht mehr denkbar. In modernen Anlagen können sich die Tiere zurückzieh­en, auch auf ihre sonstigen Bedürfniss­e wird Rücksicht genommen.

Dass Zoos auch einen hohen Nutzen haben, sehen auch Tierund Umweltverb­ände. Laut WWF verdanken Tierarten wie das Przewalski-Pferd oder das Goldene Löwenäffch­en dem Engagement von Zoos ihr Überleben.

Seriöse Zoos hätten eine Schlüsself­unktion, die für den Tier- und Umweltschu­tz nicht zu unterschät­zen sei, erklärt Roland Gramling vom WWF: „Die Zootiere sind auch Botschafte­r. Denn Menschen schützen, was sie kennen und lieben.“(dpa)

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Foto: dpa Eisbären haben im Zoogehege häufig nicht genug Platz. In der Wildnis bringen diese Tiere täglich bis zu 50 Kilometer hinter sich.

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