Thüringische Landeszeitung (Gera)
Doppelsieg für junge Informatiker
Beim Bundeswettbewerb gewinnen ein Geraer und ein Jenaer, die dank des Erfolges in den Genuss einer üppigen Unterstützung ihres Studiums kommen
Maximilian Azendorf (links) aus Gera und Maximilian Stiede aus Jena haben einen Doppelsieg für Thüringen eingefahren. Foto: Tino Zippel JENA. Schulleiter Carsten Müller hat die Siegprämie schon im Portemonnaie. Schnell zückt er zwei Zehn-Mark-Scheine für seine früheren Schüler, denen ein besonderer Erfolg gelungen ist: Maximilian Azendorf aus Gera und Maximilian Stiede aus Jena haben einen Doppelsieg beim Bundeswettbewerb Informatik für das Carl-Zeiss-Gymnasium Jena erreicht – und sich mit dem bundesweiten Erfolg die traditionelle Auszeichnung mit der historischen Banknote verdient.
Freilich trägt der DM-Schein nur eine symbolische Bedeutung. Der wahre Preis verbirgt sich in der Mappe, die beide Preisträger nach der Siegerehrung im Zeiss-Planetarium unterm Arm tragen. Neben jeweils 750 Euro Preisgeld befindet sich darin die Zusage für die Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes. Bis zu 950 Euro Förderung pro Monat erhalten die beiden Gewinner damit während ihres Studiums. Doch auf dem Treppchen ganz oben zu stehen, war alles andere als ein Selbstläufer. Vor einem Jahr begann der Wettbewerb, bei dem sie sich gegen 1300 andere Teilnehmer durchsetzten. Sie lösten erfolgreich die beiden Hausaufgabenrunden und erhielten die Einladung zum Bundeswettbewerb, der zum Heimspiel geriet. Denn der Wettbewerb der 28 Finalisten fand in Kooperation zwischen der Friedrich-Schiller-Universität und dem Carl-Zeiss-Gymnasium in Jena statt.
Anders als bei anderen Wettbewerben, bei denen die Schüler auf sich allein gestellt sind in den Klausuren, ist bei der Informatik Teamarbeit gefragt. In Gruppen erhalten die Schüler knifflige Aufgaben zum Lösen. So sollten sie beispielsweise überlegen, wie Funkautoschlüssel sicherer mit dem Fahrzeug kommunizieren, damit Diebe schlechtere Karten haben, die übertragenen Codes zu knacken. Oder die Talente sollten helfen, einen zerstörten Stammbaum zu rekonstruieren.
Doch damit nicht genug. In Einzelgesprächen fühlten Professoren den Jugendlichen auf den Zahn. „Die Schüler haben hier gezeigt, dass sie sich das Wissen des ersten Studienjahres Informatik quasi selbst angeeignet haben“, sagt Jury-Mitglied Tobias Friedrich, der in Potsdam lehrt. Der Jenaer hatte einst selbst den Bundeswettbewerb Informatik gewonnen und dann eine Hochschullaufbahn eingeschlagen. Mit Maximilian Stiede gewinnt er zugleich einen neuen Studenten. „Im Oktober geht’s in Potsdam los“, sagt der Bundessieger, der im Sommer sein Abitur am Carl-Zeiss-Gymnasium abgelegt hat.
Maximilian Azendorf weiß nicht mehr, was ihn dazu brachte, sich als Sechstklässler ein Buch übers Programmieren zu kaufen. Jedenfalls blieb er dran und nimmt demnächst sein Informatik-Studium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen auf.
Die Leistung der beiden Thüringer Abiturienten stößt auf Anerkennung des Wettbewerbsleiters. „In meiner Zeit seit 1999 ist es noch nicht vorgekommen, dass eine Schule zwei Bundessieger stellte“, sagt Organisator Wolfgang Pohl. Das Carl-ZeissGymnasium in Jena falle seit Jahrzehnten durch die großen Teilnehmerzahlen auf. „Die Schule ist fast jedes Jahr die teilnehmerstärkste“, berichtet Pohl. Das kann ruhig so bleiben, sagt jedenfalls Schulleiter Carsten Müller. „Hoffentlich kann ich noch genügend Zehn-MarkScheine organisieren.“