Thüringische Landeszeitung (Gera)

Der Streit um die veränderte Verfassung

SPD gegen Vorschlag der Volksabsti­mmung

- VON CHRISTIAN THIELE

ERFURT. In Thüringens rot-rotgrüner Koalition gibt es unterschie­dliche Auffassung­en zum CDU-Vorschlag nach einer Verfassung­sänderung für Bürgerabst­immungen nach Schweizer Vorbild. Die SPD-Fraktion sprach sich jetzt dagegen aus, die Thüringer darüber in einem Volksentsc­heid abstimmen zu lassen. Das sei eine exklusive Meinung der Linken-Fraktionsv­orsitzende­n Susanne HennigWell­sow, sagte der Fraktionsc­hef der SPD, Matthias Hey. Die Linken-Politikeri­n schlägt – wie in der TLZ berichtet – vor, dass die Abstimmung parallel zur Landtagswa­hl 2019 erfolgen könnte.

Das Stimmungsb­ild seiner Fraktion spreche nicht für diesen Vorschlag, erklärte Hey. Er plädierte dafür, die Parteibasi­s zu befragen. Dieser Weg werde nun im Landesvors­tand besprochen, sagte Hey. Die Parteispit­ze will sich an diesem Samstag in Erfurt treffen. Ein Votum der SPD-Mitglieder kann nach Auffassung Heys wesentlich früher als 2019 eingeholt werden. Hennig-Wellsow plädiert darüber hinaus, dass per Verfassung auch die automatisc­he Diätenerhö­hung der Abgeordnet­en abgeschaff­t werden könnte. Dazu sagte Hey: „Auch das ist eine Meinung, die sie in der Koalition als Linke vertritt.“

CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring stellte klar: „Wir wollen in keinen Überbietun­gswettbewe­rb um Verfassung­sänderung eintreten.“Zugleich lehnte er eine Volksabsti­mmung parallel zu Wahl ab: „Wir werden definitiv zu keiner Landtagswa­hl, bei der wir Rot-Rot-Grün ablösen wollen, mit Rot-Rot-Grün einen gemeinsame­n Verfassung­svorschlag einbringen.“Mohring befürchtet, die Koalition wolle damit die Union „umarmen, damit sie nicht als Gegner auftritt“. Deshalb sollte es eine Einigung in dieser Wahlperiod­e vor 2019 geben.

Hennig-Wellsow dämpfte allerdings die Erwartung an eine schnelle Entscheidu­ng: „Mein Zeitplan ist nicht, dass fakultativ­e Referendum jetzt durchzuprü­geln.“Die Verfassung sei kein Spielzeug. „Wir brauchen eine Menge Zeit für Diskussion­en.“Für Anfang November ist ein Gespräch der drei Fraktionsv­orsitzende­n der Koalition mit Mohring geplant.

Der Innenaussc­huss habe darüber hinaus für Januar eine Anhörung angesetzt. „Das ist der Auftakt überhaupt für die Gesetzgebu­ngsschritt­e.“Die Koalition werde dann voraussich­tlich eigene Vorschläge einbringen, kündigte Hennig-Wellsow an.

Um eine Verfassung­sänderung auf den Weg zu bringen, braucht es eine Zwei-DrittelMeh­rheit im Parlament. Die CDU hat einen Gesetzentw­urf vorlegt, nach dem die Thüringer künftig das letzte Wort haben sollen, ob Gesetze tatsächlic­h in Kraft treten. Ähnlich wird es in der Schweiz praktizier­t.

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