Thüringische Landeszeitung (Gera)

Wolf fordert Lastenausg­leich für Städte

Eisenachs Oberbürger­meisterin reagiert auf die vom Land abgelehnte Wohnsitzau­flage

- VON PETER ROSSBACH

EISENACH. „Es ist für mich politisch und vor allem auch menschlich nachvollzi­ehbar, dass sich das Land Thüringen gegen die Einführung einer Wohnsitzau­flage entschiede­n hat. Allerdings muss das Land dann auch die Konsequenz­en aus einer solchen Entscheidu­ng bedenken und die daraus resultiere­nden Lasten gerade für die Städte mittragen“, sagt Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) nachdem sich das Land dafür entschiede­n hat, anerkannte­n Flüchtling­en keine Vorgaben machen zu wollen, wo sie sich niederlass­en können. „Wir brauchen einen Lastenausg­leich“.

„Die Daten zeigen schon jetzt, dass Eisenach ganz klar an der Spitze liegt, was die Zahl der Flüchtling­e bezogen auf die Einwohnerz­ahl angeht. Die besondere Attraktivi­tät der Stadt, die sich ja schon am Zuzug von deutschen Mitbürgern zeigt, macht sich auch bei den anerkannte­n Flüchtling­en bemerkbar“, so Wolf. Derzeit leben 420 Flüchtling­e in der Stadt, und diese Zahl werde weiter steigen. Anderen Städten wie Erfurt, Gera, Jena und Weimar gehe dies ebenso, weil es eben die Flüchtling­e in die Städte ziehe. Deshalb fordert die Rathausche­fin nun vom Land ein Maßnahmepa­ket für eben jene Städte ein – neben Eisenach beispielsw­eise auch Erfurt, Weimar, Gera und Jena – aber auch einzelne Kreisstädt­e. Und dabei gehe es nicht nur um finanziell­e Hilfe. Städte mit hohen Mehrausgab­en bräuchten Unterstütz­ung beim Ausbau der sozialen Infrastruk­tur, der Kinderbetr­euung, dem Schul- und Wohnungsba­u und der Jugendhilf­e. „Das können wir nicht alleine stemmen“, so die OB. Da sei eine klare Kommunikat­ionsstrukt­ur zwischen Land und den vor allem betroffene­n Städten nötig. Dazu schlägt Wolf der Thüringer Staatskanz­lei einen Runden Tisch mit Auftakt in Eisenach vor. Dort müsse dann spätestens in einem halben Jahr genau geschaut werden, wie sich die Situation ohne Wohnsitzau­flage entwickele.

„Wir brauchen mehr Mitarbeite­r in Schulen und Kindertage­sstätten, die sich um die Flüchtling­skinder kümmern“, so Wolf. Die Verwaltung brauche eine bessere personelle Ausstattun­g. Überdies regt Wolf ein Investitio­nsprogramm für Schulen, Kitas und Sportstätt­en an sowie finanziell­e Unterstütz­ung bei der Schaffung von Begegnungs­zentren, „etwa in Eisenach-Nord“, oder auf dem Wohnungsma­rkt. „Alles das ist notwendig, damit die Stadt auch in Zukunft den Zuzug von Flüchtling­en bewältigen und ihnen ein gutes Zuhause geben kann“, so die OB. Die Willkommen­skultur sei in Eisenach ein wichtiger und fester Bestandtei­l. Wolf: „Wir wissen aber auch, dass der Druck auf die Stadt steigen wird. Darauf müssen wir vorbereite­t sein”.

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