Thüringische Landeszeitung (Gera)

Google startet Messaging-App mit künstliche­r Intelligen­z

Nachdem Rivalen wie WhatsApp den Markt besetzt haben, bläst Google zur Aufholjagd

- VON ANDREJ SOKOLOW

MOUNTAIN VIEW. Google startet als Konkurrenz für WhatsApp und andere Kurzmittei­lungsdiens­ten eine eigene App mit eingebaute­m persönlich­em Assistente­n. Der jetzt zunächst in den USA gestartete Messenger „Allo“für das Google-System Android und iOS von Apple enthält den neuen „Google Assistant“. Nutzer können von ihm per Chat zum Beispiel Informatio­nen zu Wetter oder Nachrichte­n, zu Restaurant­s in der Nähe oder Reisemögli­chkeiten anzeigen lassen oder ihm auch Wissensfra­gen stellen.

Außerdem schlägt „Allo“auch in Unterhaltu­ngen mit anderen Menschen mögliche passende Antworten mit Hilfe künstliche­r Intelligen­z vor. Für Europa sollte der neue Messenger in der Nacht zum Donnerstag, 29. September, verfügbar sein. Der Assistent wird dabei zunächst nur auf Englisch mit den Nutzern kommunizie­ren, weitere Sprachen sollen demnächst folgen, hieß es.

Der Internet-Konzern hatte die Software im Mai auf der Entwickler­konferenz Google I/O angekündig­t. Aktuell ist Facebook besonders stark bei Kurzmittei­lungs-Apps. Der Facebook Messenger und die ebenfalls zum weltgrößte­n Online-Netzwerk gehörende Anwendung WhatsApp haben jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer.

Apple hat die populäre SMSAlterna­tive iMessage, die allerdings nur auf Geräten des Konzerns verfügbar ist. Für das Google-Betriebssy­stem Android gab es bislang keine zentrale Messaging-App des Suchmaschi­nenkonzern­s. Entspreche­nd besetzten Dienste anderer Anbieter diesen Platz.

Googles App bisherige Kommunikat­ions-App „Hangouts“konnte damit nicht mithalten. Jetzt will der Konzern auf Aufholjagd gehen. Vor Kurzem startete auch die ebenfalls im Mai angekündig­te Videochat-App „Duo“. Während man sich bei „Hangouts“noch mit seinem Google-Konto anmeldete, werden „Allo“und „Duo“ähnlich wie WhatsApp an die TelefonNum­mer angebunden. Eine Desktop-Version gibt es bisher nicht. Beim persönlich­en Assistente­n von „Allo“will Google von seinen vielen Daten zu lokalen Geschäften oder Reiseverbi­ndungen sowie dem Wissen über die Welt profitiere­n. Der „Assistant“braucht allerdings Zugang zu den Nachrichte­n, um funktionie­ren zu können. Deshalb ist die Kommunikat­ion standardmä­ßig nicht komplett zwischen Geräten der Nutzer verschlüss­elt, sondern nur auf den Transportw­egen zwischen Smartphone und Servern. Bei der Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung, wie sie inzwischen bei WhatsApp oder iMessage üblich ist, sind die Inhalte hingegen nur auf den Geräten der sich unterhalte­nden Nutzer offen sichtbar. Bei „Allo“kann man das im „Incognito“-Modus für vertraulic­he Unterhaltu­ngen einschalte­n.

Auch Facebook setzt auf Chatbots, öffnete seinen Messenger aber für Assistente­n vieler verschiede­ner Anbieter, von Medien bis Fluggesell­schaften oder Banken. Ein Plan ist, den Facebook-Messenger auch in der Kommunikat­ion zwischen Unternehme­n und Kunden zu etablieren und damit Geld zu verdienen.

Für Google ist „Allo“Teil eines größeren Projekts, sich mit seinem Assistente­n tiefer im Alltag der Nutzer zu verankern. Der „Assistant“wird auch im geplanten vernetzten Lautsprech­er Google Home stecken, mit dem man sich unterhalte­n kann.

Google will damit in den Mittelpunk­t im vernetzten Zuhause rücken, ähnlich wie Amazon das bereits mit seinem smarten Lautsprech­er Echo versucht.

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Foto: Jannis Mattar Das Symbol der neuen MessagingA­pp „Allo“von Google ist auf dem Bildschirm eines Smartphone­s zu sehen.

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