Thüringische Landeszeitung (Gera)
Fotos erzählen eine Geschichte
Luisa Conti stellt „Sharmed“vor, ein EUProjekt zur Schulqualität in international besetzten Klassen
Was ist „Sharmed“? „Sharmed“– Shared Memories and Dialogues – ist ein Forschungsprojekt, das dem so genannten Action-ResearchPrinzip folgt und als Teil des Studentenaustausch-Programms „Erasmus+“durch die Europäische Union gefördert wird. Ursprung für diese Idee war ein ähnliches Projekt in Italien. Beteiligt sind mittlerweile neben der Universität Modena e Reggio Emilia (IT) – dem Koordinator des Projektes – die Universitäten Campus Suffolk (GB) und die Friedrich-Schiller-Universität mit dem Fachbereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation in Jena. Das Projekt hat das Ziel, eine Fortbildung für Lehrer in ganz Europa zu konzipieren, die es ihnen ermöglicht, den dialogischen Ansatz in ihrer Klasse umzusetzen. Was bedeutet das? Das bedeutet konkret, ihnen Techniken an die Hand zu geben, um das Wissen und die Erfahrungen der Schüler in den Lernprozess einfließen zu lassen. Dadurch kann Vielfalt wirklich als Bereicherung zur Geltung kommen. Innerhalb von drei Jahren soll so eine öffentliche Lernplattform entstehen. Was bedeutet ActionResearch? Hierbei handelt es sich um einen Forschungsansatz, bei dem die Praxisrelevanz im Mittelpunkt steht. Die Arbeit in den Schulklassen wird wissenschaftlich vorbereitet, begleitet und ausgewertet. Bei dieser konkreten Methode bringen die Schüler Fotos mit, die aus ihrem Leben erzählen. Ein von uns ausgebildeter Lernmoderator unterstützt die Kinder darin, in einen Dialog darüber zu treten. Für Kinder mit Fluchterfahrung ist es oft viel einfacher, anhand von Bildern über Erinnerungen zu sprechen. Die gesamte Interaktion wird aufgezeichnet. Warum werden die Schulklassen gefilmt? Auf diese Weise können wir erkennen, wie der Lernmoderator mit den Schülern kommuniziert hat, was dabei förderlich für den freien Ausdruck und den Dialog der Kinder war und was nicht. So ist es uns möglich, die gesamte Kommunikation zu analysieren und die Methoden weiter zu entwickeln. Das wird die Grundlage für unsere Lehrerfortbildung. Warum sollen die Kinder gerade Fotografien mitbringen? Kindern fällt es oft leichter, über Bilder zu kommunizieren. Es fördert nicht nur die Sprache der Schüler, sondern bietet uns auch Zugang zu der individuellen Geschichte eines jeden Kindes. Dabei sind die Fotos sehr vielfältig. Angefangen von der Familie in Rumänien bis hin zur Hochzeit eines Verwandten. Aus den Bildern wird ein interaktives Archiv entstehen, das später alle Lehrer aus ganz Europa zusammen mit ihren Schülern nutzen können. Wer nimmt in Deutschland daran teil? In Deutschland nehmen Schulen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen an „Sharmed“teil. In Thüringen sind es fünf Schulen, die sich an dem Projekt beteiligen. Davon sind zwei Schulen aus Erfurt und jeweils eine aus Bad Salzungen, Eisenach und Tabarz dabei. Insgesamt sind 171 Schüler, davon 50 mit Migrationshintergrund, in das Forschungsprojekt „Sharmed“einbezogen.