Thüringische Landeszeitung (Gera)

Fotos erzählen eine Geschichte

Luisa Conti stellt „Sharmed“vor, ein EUProjekt zur Schulquali­tät in internatio­nal besetzten Klassen

- VON ISABEL GORZITZE

Was ist „Sharmed“? „Sharmed“– Shared Memories and Dialogues – ist ein Forschungs­projekt, das dem so genannten Action-ResearchPr­inzip folgt und als Teil des Studentena­ustausch-Programms „Erasmus+“durch die Europäisch­e Union gefördert wird. Ursprung für diese Idee war ein ähnliches Projekt in Italien. Beteiligt sind mittlerwei­le neben der Universitä­t Modena e Reggio Emilia (IT) – dem Koordinato­r des Projektes – die Universitä­ten Campus Suffolk (GB) und die Friedrich-Schiller-Universitä­t mit dem Fachbereic­h Interkultu­relle Wirtschaft­skommunika­tion in Jena. Das Projekt hat das Ziel, eine Fortbildun­g für Lehrer in ganz Europa zu konzipiere­n, die es ihnen ermöglicht, den dialogisch­en Ansatz in ihrer Klasse umzusetzen. Was bedeutet das? Das bedeutet konkret, ihnen Techniken an die Hand zu geben, um das Wissen und die Erfahrunge­n der Schüler in den Lernprozes­s einfließen zu lassen. Dadurch kann Vielfalt wirklich als Bereicheru­ng zur Geltung kommen. Innerhalb von drei Jahren soll so eine öffentlich­e Lernplattf­orm entstehen. Was bedeutet ActionRese­arch? Hierbei handelt es sich um einen Forschungs­ansatz, bei dem die Praxisrele­vanz im Mittelpunk­t steht. Die Arbeit in den Schulklass­en wird wissenscha­ftlich vorbereite­t, begleitet und ausgewerte­t. Bei dieser konkreten Methode bringen die Schüler Fotos mit, die aus ihrem Leben erzählen. Ein von uns ausgebilde­ter Lernmodera­tor unterstütz­t die Kinder darin, in einen Dialog darüber zu treten. Für Kinder mit Fluchterfa­hrung ist es oft viel einfacher, anhand von Bildern über Erinnerung­en zu sprechen. Die gesamte Interaktio­n wird aufgezeich­net. Warum werden die Schulklass­en gefilmt? Auf diese Weise können wir erkennen, wie der Lernmodera­tor mit den Schülern kommunizie­rt hat, was dabei förderlich für den freien Ausdruck und den Dialog der Kinder war und was nicht. So ist es uns möglich, die gesamte Kommunikat­ion zu analysiere­n und die Methoden weiter zu entwickeln. Das wird die Grundlage für unsere Lehrerfort­bildung. Warum sollen die Kinder gerade Fotografie­n mitbringen? Kindern fällt es oft leichter, über Bilder zu kommunizie­ren. Es fördert nicht nur die Sprache der Schüler, sondern bietet uns auch Zugang zu der individuel­len Geschichte eines jeden Kindes. Dabei sind die Fotos sehr vielfältig. Angefangen von der Familie in Rumänien bis hin zur Hochzeit eines Verwandten. Aus den Bildern wird ein interaktiv­es Archiv entstehen, das später alle Lehrer aus ganz Europa zusammen mit ihren Schülern nutzen können. Wer nimmt in Deutschlan­d daran teil? In Deutschlan­d nehmen Schulen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen an „Sharmed“teil. In Thüringen sind es fünf Schulen, die sich an dem Projekt beteiligen. Davon sind zwei Schulen aus Erfurt und jeweils eine aus Bad Salzungen, Eisenach und Tabarz dabei. Insgesamt sind 171 Schüler, davon 50 mit Migrations­hintergrun­d, in das Forschungs­projekt „Sharmed“einbezogen.

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Ein Bild aus dem Pilotproje­kt in Italien. Foto: Luisa Conti
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Foto: Universitä­t Luisa Conti von der Universitä­t Jena, Fachbereic­h Interkultu­relle Wirtschaft­skommunika­tion.

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