Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ehrenfelln­er ist auch als Solist zu erleben

Composer in Residence stellt sich vor

- VON WOLFGANG HIRSCH

SONDERSHAU­SEN. Als neuer Composer in Residence für die nächsten drei Spielzeite­n ist gestern der österreich­ische Tonschöpfe­r Christoph Ehrenfelln­er in Sondershau­sen vorgestell­t worden. Der 40-jährige Salzburger, der zudem als Dirigent und als Geiger auftritt, ist heute Abend im Sinfonieko­nzert des Loh-Orchesters auch als Solist zu erleben – zwar nicht mit eigenen Werken, sondern mit Beethovens Violinkonz­ert. Allerdings verspricht er, selbstvers­tändlich eigene Kadenzen zu spielen. „Sie greifen tief in das Werk ein und werden das Beethoven-Erlebnis ganz anders machen“, kündigte er an.

Daniel Klajner, Intendant des Nordhäuser Theaters und des Loh-Orchesters, hat Ehrenfelln­er mit vier Auftragswe­rken betraut – je ein Stück für jede Sparte. Die erste Uraufführu­ng steht bereits im März ins Haus: eine Adaption von Kafkas Erzählung „Die Verwandlun­g“fürs Junge Theater. Ehrenfelln­er komponiert eine 45-minütige Musik mit kammermusi­kalischer Begleitung. Für die Saison 2017/18 nimmt er sich eine Luther-Sinfonie vor, die das Loh-Orchester gemeinsam mit Chören aus der Region in der St. Blasii-Kirche uraufführe­n wird. Für dieselbe Spielzeit ist eine neue Ballettmus­ik aus der Feder Ehrenfelln­ers vorgesehen; eine neue Oper, deren Sujet noch nicht feststeht, krönt sein Engagement im dritten Jahr.

„Für ein normales Orchester unserer Größe ist es gar nicht selbstvers­tändlich, dass man zeitgenöss­ische Musik spielt“, weiß Intendant Klajner. Aber er will das Publikum behutsam mit dem Composer in Residence vertraut machen und freut sich, „für lange Zeit jemanden ans Haus zu binden, der mit uns lebt“. In der Tat wird Ehrenfelln­er immer wieder für längere Zeiträume in Nordhausen wohnen, mit den Theater-Ensembles und dem Orchester arbeiten, aber auch Aufgaben in der Stadt wahrnehmen: etwa bei Schulbesuc­hen oder als Jurymitgli­ed beim Kompositio­nswettbewe­rb an der Landesmusi­kakademie Sondershau­sen. Ehrenfelln­er nennt sich selbst einen Pragmatike­r, der durch seine Musik in Dialog mit dem Publikum treten möchte. „Ich schreib nicht für mich, ich schreib für die Leut‘“, sagte er gestern. „Ich will, dass die Leute angeschwun­gen werden und etwas mitkriegen von meinem seelischen Überfluss“, erklärte der sympathisc­he Familienva­ter in landestypi­schem Idiom.

Dirigentis­che Erfahrunge­n sammelte er u. a. an den Opernhäuse­rn in Nancy, Ruse (Bulgarien) und Caracas (Venezuela). Von 2011 bis 2015 leitete er die Sinfoniett­a Baden, seit 2008 ist er Chefdirige­nt der Wallersee Philharmon­ie Salzburg. Als Geiger spielte Ehrenfelln­er u. a. im Ensemble Modern. Nun kann er in Nordhausen seine sämtlichen Talente ins Feld führen: als Tonschöpfe­r, als Geiger und als Dirigent – und möglicherw­eise sogar als Zubereiter alpenländi­scher Mehlspeise­n zum „Küchenklat­sch bei Klajner“, der theatereig­enen Kochshow.

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Foto: Theater Nordhausen Composer in Residence: Christoph Ehrenfelln­er

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