Thüringische Landeszeitung (Gera)
Gelungene Premierenfeier ohne finales Sahnehäubchen
Basketball Rockets verlieren SaisonAuftakt in der Pro A gegen Niners Chemnitz in Erfurt nicht unverdient mit 72:74
ERFURT. Astrid Kollmar, ganz nah am Parkettrand, strahlte. Nichts, rein gar nichts vermochte der Präsidentin der Oettinger Rockets das Lächeln aus dem Gesicht zu nehmen. Ganz so, als beschreibe dies ein neues sportliches Lebensgefühl. Und das trotz der soeben vor 2500 Zuschauern erlittenen überraschenden 72:74Niederlage ihrer Gothaer zum Saisonauftakt der 2. Bundesliga gegen die Niners aus Chemnitz.
„Wie schon gegen Alba Berlin viele Zuschauer. Weit mehr, als in Gotha möglich. Stimmungsvolle Fans aus beiden Lagern. Eine tolle Atmosphäre in toller neuer Halle. Da muss man sich einfach nur freuen. Auch wenn wir am Ende ganz knapp und auch unglücklich verloren haben.“Und um ihrem Strahlen noch einen zusätzlichen Anstrich zu geben: „Ich lasse mir die gute Laune nicht verderben. Wir werden dann eben das nächste Mal gewinnen.“
Aber an einem Abend wie diesem, an dem die Rockets ein Alleinstellungsmerkmal per SoloPartie zum Saisoneinstand beider Bundesligen besaßen, bedurfte es eigentlich auch der Krönung mit einem Sieg. Einem, der allseits erwartet wurde. Sogar von den stimmgewaltigen Gäste-Fans, die vor dem Spiel an einem Erfolg ihrer Lieblinge arg gezweifelt hatten.
Deren argentinischer Coach Rodrigo Pastore, dessen Team im Testspiel gegen die Rockets kurz zuvor nur mit vier Punkten unterlegen war, aber hatte ausgemacht und darauf gesetzt: „Die werden in neuer Umgebung sehr nervös sein. Darauf müssen wir mit Cleverness und extremer Defense setzen.“
Der Mann geht glatt als Hellseher durch. Denn genau so kam es. Die Rockets, trotz intakten Auftakts mit einer Zehn-PunkteFührung nach sieben Minuten (19:9) zunehmend anfällig, wurden von Sekunde zu Sekunde fahriger und fehlerhafter. Die grassierende Unruhe, die in der Folge fast jeder Aktion innewohnte, war fast körperlich spürbar.
Das Problem: Ihr einziger offensichtlich zur Regie befähigter Akteur, der US-Amerikaner Grant Gibbs, holte sich viel zu schnell drei Fouls und wurde richtigerweise von Trainer Chris Ensminger vom Parkett geholt.
Nun fehlte die ordnende, die das Angriffsspiel beruhigende Hand. Lange – zu lange ? – blieb Gibbs außen vor. Und fand später nie mehr so richtig in die Partie. Das verletzungsbedingte Fehlen von Defensivkünstler Max DiLeo war schmerzlich zu spüren. Bei den Rockets überzeugten nur Center Robert Oehle, der mit 15 Punkten Top-Scorer der Gothaer war, und der im Wirrwarr ab und an Verantwortung übernehmende, aber 40 Sekunden vor Schluss beim Stande von 70:73 den freien Dreier verweigernde Forward Gerard Gomila. Sei‘s drum. Obwohl am Ende nur zwei Pünktchen über Wohl und Wehe entschieden, war der Sieg der Gäste zweifelsfrei verdient.
Sie besaßen in allen Teilelementen des Basketballs einen Tick mehr an Vorteilen. Sie trafen besser, von der Freiwurflinie gar extrem gut. Sie hatten Reboundvorteile, offensiv wie defensiv. Sie besaßen die bissigere Defense und auch mehr Akteure, die sich etwas zutrauten.
Auch Wolfgang Heyder, erfahrener und mit allen Basketballwassern gewaschener Berater der Rockets, befand: „Die Niners behielten die Nerven, die wir nicht hatten und haben deshalb auch verdient gewonnen.“
Alles richtig. Und trotzdem: 10,9 Sekunden vor Ultimo ergab sich tatsächlich noch die Siegchance beim 72:74 per Ballbesitz. Vergeblich: Denn der Dreier von Janek Schmidkunz verfehlte das Ziel.
Coach Ensminger stand lange salzsäulig stumm, die Enttäuschung ins versteinerte Gesicht geschrieben. Was blieb ihm anderes, als nach vorn zu schauen: „Jetzt müssen wir uns auf die Heimpartie in neun Tagen gegen Dresden konzentrieren. Konzentrieren heißt, vor allem weniger unerzwungene Fehler machen.“
Gothaer Siegchance Sekunden vor Schluss