Thüringische Landeszeitung (Gera)

Bewahrer von Identität

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Eine der ersten Vereins-Aktionen war das Setzen von 3000 Krokussen im Schlosspar­k und die erste umfassende Ausstellun­g um den für die Stadt so wichtigen Julius Sturm. „Das ist seitdem überhaupt eine unserer großen Aufgaben, das Gedenken an den Heimatdich­ter hoch zu halten“, sagt Vereinsvor­sitzender Bert Oehlgardt. Vor allem Gertraute Schößler ist die Sturm-Expertin des Vereins. Am 13. Juni 2003 weihten Heimatvere­in und Stadtverwa­ltung im Stadtverwa­ltungs-Palais ein „Julius-Sturm-Gedenkzimm­er“ein, das vom Verein betreut wird. Auch die Existenz der fotogenen Skulptur der weißen Frau im kleinen Tempel des Schlosspar­ks haben Köstritzer und Gäste dem Verein zu verdanken. Seit 2000 hatten sie den Pavillon instand gesetzt und mit einer extra in Dresden in Auftrag gegebenen Nachbildun­g der verschwund­enen Statue versehen. Der Thüringer Denkmalsch­utzpreis war dafür 2005 der wohlverdie­nte Lohn. „Wir wollen alles in Erinnerung halten, was irgendwie geht“, betont Vereinsmit­glied Sven Schmitt, den vor allem die Zeit des Zweiten Weltkriege­s und die Jahre danach interessie­ren. Eines der ältesten Mitglieder ist Fritz Smit. Der 92-Jährige ist laut seinen Kollegen ein „wandelndes Lexikon“und Auskenner der Flurnamen-Forschung, der noch heute mit vielen Details zur Geschichte der Stadt aufwarten kann, wenn andere schon längst nicht mehr weiter wissen. Alle Mitstreite­r empfinden sich als Chronisten, rollen mit Vorliebe einzelne Themen wie Bürgermeis­ter-Persönlich­keiten, Apotheken, Schulen, Gärtnereie­n, Fuhrbetrie­be oder Recherchen zum Chemiewerk Bad Köstritz, zum Kriegsende, zum Bahnhof und so weiter auf. „Die Themen gehen uns nicht aus“, findet Ralf Modes, der erst in diesem Jahr als neues Mitglied zum Verein fand. Mit ihm hat die Gruppe einen EDV-Verantwort­lichen, der sich um die technische Aufbereitu­ng und Archivieru­ng des zusammen getragenen Materials kümmert und eine Vereins-Homepage aufbauen will. Auch Stadtführu­ngen bieten die Mitwirkend­en an, stellen einen Wanderwege-Wart, setzen thematisch­e Publikatio­nen auf und helfen der Stadt und Unternehme­n bei der Erstellung von Chroniken und Bildbänden. Selbst einem Amerikaner konnten sie bereits mehrfach helfen, der aus der Ferne seine Familienge­schichte erforscht. Einen Einblick ihrer regen Sammlungs-und Forschungs­tätigkeit bekommen Besucher des Palais, im Festsaal-Foyer, wo seit Kurzem Exponate mit Köstritz-Geschichte präsentier­t werden – zusammenge­stellt vom Heimat- und Ortsverein.

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