Thüringische Landeszeitung (Gera)
Null-Punkte-Woche
Das 0:1 gegen Spitzenreiter Duisburg bedeutete für den FC RotWeiß die dritte Niederlage binnen neun Tagen
ERFURT. So bitter kann der Fußball sein. Da grätschte, blockte und spitzelte Jannis Nikolaou 89 Minuten lang alles weg, was ihm vor die Füße kam. Allein in der ersten Halbzeit rettete er einige Male in großem Stil in höchster Not. Trotzdem verließ der starke Erfurter Innenverteidiger am Ende mit hängendem Kopf den Rasen. Eine kleine Unaufmerksamkeit hatte den Duisburgern gereicht, um mit einem 1:0-Sieg die drei Punkte aus dem Steigerwaldstadion zu entführen.
„Irgendwie bestrafen die Gegner im Moment jede kleinste Unachtsamkeit sofort“, haderte Nikolaou mit dem Negativlauf und blickte verärgert auf eine englische Woche zurück, in der die Erfurter punktlos geblieben waren. Drei Spiele, drei Niederlagen – von Platz sechs ging es runter auf Rang 15 in der Tabelle.
„Tja, so schnell kann es gehen. Vor einer Woche herrschte hier Euphorie, und jetzt sind alle fast schon zu Tode betrübt“, meinte Trainer Stefan Krämer. Er wollte seiner Mannschaft trotz der erneuten Schlappe jedoch keinen Vorwurf machen: „Läuferisch und kämpferisch hat sie alles gegeben. Während der Gegner seine Chance eiskalt genutzt hat, haben wir unsere leider vergeben“, spielte Krämer auf Carsten Kammlotts Gelegenheit kurz nach Wiederbeginn an. Auf Gäste-Torhüter Flekken zusteuernd, traf der Rot-Weiß-Torjäger den Ball nicht richtig (47.).
Brandstetter auf der Gegenseite machte es kurz darauf besser. Einen Pass in die Tiefe nahm der Ex-Erfurter gekonnt mit und erzielte durch Klewins Beine das Tor des Tages (52.). Obwohl es sein erster Meisterschafts-Treffer für den MSV überhaupt war, verzichtete er auf den Jubel. Aus Respekt vor dem FC Rot-Weiß, „bei dem ich zwei sehr schöne Jahre verbracht habe“. Eine Geste, die ihm bei seiner Auswechslung in der Endphase warmen Applaus von den Heimrängen einbrachte.
Dass Brandstetter in der chancenarmen Partie zum Matchwinner avancierte, lag an der fehlenden Präzision der Erfurter und am Pech im Abschluss. So sprang der Ball nach Kammlotts spektakulärem Fallrückzieher vom Innenpfosten wieder ins Feld (63.). Vorausgegangen war eine Klasse-Kombination über die rechte Seite. Und in der Nachspielzeit setzte Christopher Bieber einen Kopfball knapp neben den Pfosten. „Da hatten wir das Quäntchen Glück, das man hier in Erfurt braucht, um zu gewinnen“, sagte MSV-Trainer Ilia Gruev.
Krämer bemängelte unterdessen vor allem „den unsauberen letzten Pass“, mit dem sein Team aussichtsreiche Konterchancen vertändelt hatte. Hinzu kam die latente Ungefährlichkeit bei eigenen Standards. Erst mit Bieber wurden die Rot-Weißen auch im Luftkampf zwingender. Zählbares sprang aber nicht heraus.
„Ein Punkt wäre sicher nicht unverdient gewesen“, fand Krämer. „Und der hätte sich im Kopf wie ein Sieg angefühlt.“Doch sein Tagesbester Nikolaou hatte den Kampfgeist rasch wiedergefunden: „Wir haben schon oft bewiesen, dass wir Rückschläge gut wegstecken können.“ Pech: Carsten Kammlott (am Boden) scheitert mit einem herrlichen Fallrückzieher am Innenpfosten. Schmerzhaft: Christopher Bieber (links) und Dustin Bomheuer wollen mit dem Kopf durch die Wand.