Thüringische Landeszeitung (Gera)
Fernreisen auch im Winter immer beliebter
Ziele in Thailand, Südafrika oder Südamerika sind bei den Deutschen inzwischen gefragter als Skiurlaub in den Alpen
ERFURT. Auch in der Winterreise-Saison folgen immer mehr deutsche Urlauber der Sonne nach Süden. Ob nach Thailand, Südafrika, Dubai oder Südamerika – Fernreisen sind im Winter wichtiger geworden, es profitieren besonders Veranstalter und Reisebüros. Auch Kreuzfahrten verkauften sich gut, wenn es hierzulande kalt sei. „Die großen Pötte werden dann aus dem Mittelmeer abgezogen und Richtung Karibik geschickt“, so der Sprecher des Deutschen Reiseverbandes, Torsten Schäfer.
70 Millionen Urlaubsreisen von mehr als fünf Tagen unternehmen die Deutschen im Jahr, knapp jede fünfte davon fällt in die Zeit von November bis März. Fernziele haben an den Winterreisen inzwischen einen Anteil von 21 Prozent und liegen damit knapp vor den Alpen, wie der Kieler Tourismusforscher Martin Lohmann sagt. „Vor 20 Jahren waren die Fernziele nicht so präsent.“
Aber heute gebe es bessere Flugverbindungen und Angebote vor Ort, erklärt Lohmann. „Und wir haben auch ein reiseerfahrenes Publikum.“Nach Jahren als Reiseweltmeister wissen die Deutschen, wo es schön ist – auch wenn sie den inoffiziellen Titel inzwischen den Chinesen überlassen mussten.
Die Urlaubskassen sind wegen der hohen Beschäftigung gut gefüllt. In den vergangenen beiden Jahren gaben die Deutschen die Rekordsumme von jeweils rund 87 Milliarden Euro für ihren Urlaub aus, ergab die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise (FUR). Im Schnitt waren es 2015 pro Person und Reise 954 Euro. „Winterreisen waren schon immer etwas Besonderes und Teureres“, erläutert Tourismusforscher Lohmann. Das gilt besonders, wenn es in die Ferne geht: Knapp 1800 Euro pro Kopf ließen sich deutsche Urlauber eine Fernreise 2015 im Durchschnitt kosten. In den Wintermonaten jedoch war es meist deutlich mehr, im Februar fast 2200 Euro, wie eine Auswertung der FUR-Analyse durch den Reiseverband ergab. Die Sehnsucht nach Sonne wird zum warmen Geldregen für Reisebüros und Veranstalter.
Schnee und Eis suchen dagegen die Ski-Urlauber. Weil die Winter milder werden, brauchen sie vielerorts jedoch Wetterglück. Deutsche Skigebiete kommen oft nicht mehr ohne Schneekanonen aus. Und auch in Österreich fürchten viele SkiOrte, unter die Schneefallgrenze zu geraten. „Deutlich ungünstige Konsequenzen“für diese Gemeinden skizzierte eine Studie des Wiener Wirtschaftsministeriums zum Klimawandel schon vor Jahren. Denn Urlauber zögen schneesichere Regionen den Schneekanonen vor.
1800 Euro pro Kopf ausgegeben