Thüringische Landeszeitung (Gera)

In den Semesterfe­rien auf den Hund gekommen

Zwei Thüringer Studentinn­en kümmern sich bei sechswöchi­ger Freiwillig­enarbeit in Peru um verwahrlos­te Vierbeiner

- VON SIBYLLE GÖBEL

LIMA/WEIMAR. Sarah Godeau und Marie-Charlotte Hasewinkel sind in Südamerika auf den Hund gekommen: Die beiden Thüringer Studentinn­en arbeiten derzeit in Peru als Freiwillig­e für „Voz Animal“und kümmern sich um Straßenhun­de, von denen es in dem Andenland förmlich wimmelt.

Die Peruaner sind zwar tierlieb und vor allem nach Rassehunde­n ganz verrückt. Doch wenn die Tiere größer werden und die Kosten für Hundefutte­r und Tierarzt steigen, dann landen nicht wenige dieser Hunde auf der Straße. Dort wühlen sie sich nicht nur auf Nahrungssu­che durch den Abfall und vermehren sich unkontroll­iert, sondern sind oft auch Misshandlu­ngen ausgesetzt oder werden sogar bei „Säuberungs­aktionen“auf brutalste Weise getötet. „Voz Animal“rettet solche verwahrlos­ten Hunde, päppelt sie wieder auf, pflegt und sterilisie­rt sie und vermittelt sie in liebevolle Hände. In den drei Jahren seit der Gründung von „Voz Animal“konnten schon mehr als 600 Hunde gerettet und an neue Besitzer abgegeben werden.

„Wir sind durch die Studenteno­rganisatio­n AIESEC auf das Projekt aufmerksam geworden“, sagt die 24-jährige Sarah Godeau, die in Weimar im Masterstud­iengang Anais Anaya hat „Voz Animal“2013 ins Leben gerufen, nachdem sie sich schon zuvor für Straßenhun­de in Lima eingesetzt hatte. Medienmana­gement studiert. Die Organisati­on vermittle soziale Praktika im Ausland. „Wir waren auf der Suche nach einem Projekt in einem spanischsp­rachigen Land, dessen Fokus auf Tieren liegt. Durch AIESEC sind wir in Peru fündig geworden.“

Anfang August reisten Sarah Godeau und Marie-Charlotte Hasewinkel (20), Studentin der Kommunikat­ionswissen­schaften und Psychologi­e in Jena, nach Peru. Ihr Arbeitspla­tz ist hauptsächl­ich das Büro von „Voz Animal“in Lima, wo sie mit Sponsorens­uche, der Pflege der sozialen Plattforme­n und der Öffentlich­keitsarbei­t befasst sind. Einmal pro Woche aber fahren sie in das Tierheim, das sich etwa 80 Kilometer von Lima entfernt in einem kleinen Ort befindet und Platz für etwa 70 Hunde bietet. Sarah Godeau: „Dort gehen wir mit den Hunden spazieren und geben ihnen Zuwendung, worüber sie sich am meisten freuen.“

Sarah hat sich immer schon für Hunde interessie­rt, in ihrer WG während des Bachelorst­udiums sogar selbst einen Labrador gehabt. „Angst vor Hunden sollte man nicht haben, wenn man in einem solchen Projekt arbeitet“, sagt sie, „muss man aber auch nicht. Denn außer einer übermütige­n Begrüßung, Pirata, die schon ein Auge eingebüßt hat, ist einer der Vierbeiner. bei der auch mal ein Hund an einem hochspring­t, hat man nichts zu befürchten.“

Die Tiere freuten sich über jeden Besucher, über jeden, der für sie ein gutes Wort und ein paar Streichele­inheiten übrig habe. Die beiden Thüringeri­nnen haben es zwar auch schon mit Hunden zu tun bekommen, die von Menschen schlecht behandelt wurden und deshalb abwartend reagieren und Zeit brauchen, bis sie sich anfassen lassen. „Schlechte Erfahrunge­n haben wir bisher aber mit keinem Hund gemacht“, betont Sarah Godeau. Und während für den Austausch im Projekt, mit den Gastfamili­en und Studenten der Universitä­t Lima Spanischke­nntnisse von großem Vorteil sind, gibt es im Umgang mit den Hunden keine Sprachbarr­ieren. Die Körperspra­che der Tiere drückt aus, wie sehr sie sich freuen, wenn die beiden Deutschen zu ihnen kommen.

In den sechs Wochen ihres Aufenthalt­s haben die Thüringer Studentinn­en indes nicht nur die Hunde, sondern auch ihre Gastgeber ins Herz geschlosse­n: Sowohl Sarah Godeau als auch „Charly“Hasewinkel wollen unbedingt ein zweites Mal nach Peru reisen, um ihre Gastfamili­en zu besuchen und das Land besser kennenzule­rnen. Ganz besonders den Amazonas, für den diesmal neben Wanderunge­n auf bis zu 5200 Meter Höhe, dem Erkunden der Zwölf-Millionen-Metropole Lima und Abstechern etwa nach Arequipa und Cusco nicht genügend Zeit blieb.

Sarah Godeau aber hat sich für die Zeit nach ihrer Rückkehr noch etwas anderes vorgenomme­n: Sie will sich als Freiwillig­e in einem Tierheim in Thüringen engagieren und auch in der Heimat etwas für Tiere tun, die – aus welchen Gründen auch immer – ihr Zuhause verloren haben und nun ein neues suchen.

Mehr über „Voz Animal“und Spendenmög­lichkeiten in den sozialen Medien

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