Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Manchmal tut‘s gut, alles auf sich zukommen zu lassen“

Musiker Hannes Kinder präsentier­t sein zweites Album „Tiefenraus­ch“

- VON MARTIN MOLL

ERFURT. Hannes Kinder bleibt Thüringen treu – auch wenn das Video zum neuen Song „Heute“in Berlin spielt. Dahin verschlug es ihn lediglich, weil er nicht nur musikalisc­h gern über den Tellerrand blickt. „Ehrlich gesagt, haben wir erst auf der Autobahn entschiede­n, ob wir nach München oder nach Berlin fahren sollen“, sagt der Musiker, der 1985 in Friedrichr­oda geboren wurde, in Eisenach aufwuchs und an der Fachhochsc­hule Erfurt studiert. „Und beim Videodreh selbst haben wir nie länger als 30 Minuten vorausgepl­ant. Manchmal tut‘s gut, alles auf sich zukommen zu lassen.“

Dabei arbeitet er für gewöhnlich akribisch und gewissenha­ft. So steht der Veröffentl­ichungster­min seines neuen Albums längst fest: „Tiefenraus­ch“erscheint am 30. September – in vorerst nur digitaler Form ist es erhältlich. Wie bei seinem Debütalbum „Auftakt“– mit dessen Singleausk­opplung „Déjà-vu“er vor drei Jahren beim Bundesvisi­on-Song-Contest antrat – spielt und singt sich Hannes Kinder durch diverse Landschaft­en der Rock- und Pop-Welt.

Kommt „Heute“locker-verträumt daher, weisen andere Songs Indierock- oder Elektroanl­eihen auf. „Ich habe mich dieses Mal noch mehr ausgelebt und habe viel experiment­iert.“Aufgenomme­n wurde bei Frithjof Rödel im Erfurter AtominoStu­dio.

Inhaltlich wendet sich der Songschrei­ber Liebe und Trennung ebenso zu wie den täglichen Erwartunge­n ans Leben – oder auch der eigenen Vergangenh­eit. So fragte er sich, was eigentlich in seinem Geburtsjah­r so geschehen sei – und endete bei der Frage, was es eigentlich für ein Glück sei, ab 1989 in einem freien Land aufgewachs­en zu sein. „Dafür kann ich selbst ja überhaupt nichts“, sagt er. „Niemand kann etwas dafür, wo er geboren wurde. Das kann man sich manchmal ruhig bewusst machen.“Die Gesamtstim­mung, die das Album ausstrahlt, muss jeder Fan selbst für sich erkunden. „Früher habe ich immer mal wieder gehört, ich solle nicht so negative Musik machen“, erzählt Hannes Kinder schmunzeln­d. Ob das wirklich so gewesen sei, bezweifelt er. „Und inzwischen ist es sicher eh so, dass ich meistens, auch wenn es durchaus melancholi­sche Momente in meiner Musik gibt, die positiven Aspekte festhalten möchte.“ Hannes Kinder wurde 1985 in Friedrichr­oda geboren. Er studiert derzeit an der Fachhochsc­hule Erfurt und hofft, im kommenden Jahr wieder mehr Zeit für Konzerte zu finden. Foto: Sandro Jödicke/Whitedesk

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