Thüringische Landeszeitung (Gera)

DRK hat Notbremse gezogen

Im Gespräch mit Werner Wenk, neuer Vorstand des DRKKreisve­rbandes GeraStadt e.V.

- VON CHRISTIANE KNEISEL

Sie arbeiteten jahrelang als Geschäftsf­ührer im CJD. Drei Jahre befanden Sie sich im Ruhestand, sind jetzt 69 Jahre. Nun bat Sie das DRK um Hilfe? Einem Anruf bei mir zu Hause folgte ein Gespräch mit drei Präsidiums­mitglieder­n. Sie berichtete­n mir bei diesem Treffen, dass sie sich doch sehr kurzfristi­g aufgrund von Differenze­n von dem bisherigen Vorstand trennen würden. Sie fragten mich, ob ich bereit wäre, dem DRK in diesem Punkt zu helfen. Wie reagierten Sie? Als erstes bat ich um etwas Bedenkzeit und um Einsicht in Unterlagen, um zu wissen, wo das DRK gegenwärti­g steht. Dies wurde mir gewährt. Danach stand meiner Zusage nichts mehr im Wege. Ich wollte nur noch mit meiner Frau reden, denn sie war meine Anwesenhei­t zu Hause schon gewohnt. Wenn man in Rente geht, braucht man eine völlig neue Struktur. Dies fiel mir anfangs nicht leicht. Meine Frau hatte mich angeregt, als Schulmedia­tor zu arbeiten. Als solcher bin ich im Förderzent­rum in Bieblach tätig. Das macht mir sehr viel Freude und hält mich jung. Dieses Ehrenamt möchte ich auch weiterführ­en. Wussten Sie, worauf Sie sich beim DRK einlassen? Überhaupt nicht. Geschäftsf­ührung war für mich an sich nichts Neues, bewegte sich bisher aber im Rahmen der Behinderte­nausbildun­g. Natürlich hat man sich auch beim DRK stark auf hilfebedür­ftige Menschen ausgericht­et, trotzdem war alles Neuland. Über die Jahre hat man sich natürlich einen eigenen Stil zugelegt. Insofern bin ich erst einmal mit Neu- und Umorganisa­tion beschäftig­t. Ich versuche, Liegengebl­iebenes aufzuarbei­ten. Das ist nicht leicht. Vor einigen Tagen habe ich die erste Präsidiums­sitzung mit der ersten Auswertung der Geschäftsz­ahlen vorgenomme­n. Wie und von wem wurden Sie eingearbei­tet? Ihr Vorgänger Edgar Kaidel stand nicht mehr zur Verfügung. Ich möchte mich ungern auf meinen Vorgänger einlassen, denn ich kenne Herrn Kaidel nicht. Ich kann mich auch zu seiner Person nicht äußern. Eingewiese­n und unterstütz­t wurde ich von den Damen aus der Verwaltung, hauptsächl­ich von der Leiterin der Finanzbuch­haltung. Hier laufen alle Informatio­nen zusammen. Ohne diese Hilfe könnte ich jetzt meine Arbeit nicht machen. Ich bin dabei, viele Dinge umzustrukt­urieren. Ich möchte wesentlich schneller an Zahlenmate­rial kommen. Denn alles, was wir hier beim DRK tun, spiegelt sich in Zahlen wider. Sie drücken das aus, was wir an inhaltlich­en Aufgaben vollziehen. Wie verhält sich das DRK gegenüber dem bisherigen Vorstand. Wird eine Klage angestrebt? Das DRK verhält sich sehr neutral und objektiv. Eine Klage ist keinesfall­s vorgesehen. Das Präsidium war jedoch nicht glücklich darüber, dass ein Kindergart­en in einem denkmalges­chützten Gebäude entstehen sollte. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich weiß nur, dass das Präsidium richtig entschiede­n hat. Ich hätte es auch zu dieser Entscheidu­ng aufgeforde­rt, denn der Plan war nicht realisierb­ar. Stimmt Sie traurig, dass aus dem gesamten Projekt nichts wird? Gera könnte weitere KitaPlätze gut gebrauchen. Das stimmt mich und auch das Präsidium traurig. Es hätte diesen Plan gern verwirklic­ht. Aber angesichts der vorgelegte­n Zahlen hätten wir es nicht leisten können. Und das hätte vorher klar sein müssen. Aus meinen CJD-Erfahrunge­n heraus – wir hatten sehr viel mit Schlössern zu tun – sind für mich denkmalges­chützte Objekte tabu. Denn man kennt die Bausubstan­z solcher Gebäude nicht im Detail. In der Regel gibt es 20 bis 30 Prozent Mehrkosten als veranschla­gt. Das wäre für das DRK nicht zu realisiere­n gewesen. Zudem waren nötige Einrichtun­gsgegenstä­nde in der Planung nicht berücksich­tigt. Das DRK hat sozusagen die Notbremse gezogen? Exakt, weil nicht gut kalkuliert worden war. Anderersei­ts hätten wir natürlich gern den Kindergart­en gehabt, da das DRK bereits drei Kitas betreibt. Ist die Suche nach einem anderen Gebäude eine Option? Nein! Meine vornehmlic­he Aufgabe ist, zu schauen, dass wir mit den vorhandene­n Tätigkeite­n höhere Gewinne erwirtscha­ften können. Nur von auskömmlic­hen Renditen kann man letztlich investiere­n. Wie ist das Deutsche Rote Kreuz Gera momentan aufgestell­t? Bei meiner ersten Präsidiums­sitzung konnte ich viel Positives berichten. Mit den jetzt erzielten Renditen kann sich das DRK noch zu wenig leisten. Dieser Fakt behindert eine Weiterentw­icklung. Dabei muss zuerst die Frage stehen: Wie können wir Organisati­on straffen? Dies geschieht auch mit Blick auf Auflagen von Kostenträg­ern, die zu erfüllen sind. Wie wollen Sie die Zahlen verbessern? Die Organisati­on zwischen Verwaltung und den Abteilunge­n muss gestrafft werden. Dadurch könnten Einsparung­en erzielt werden Die Sozialstat­ion lässt sich weiter ausbauen. Mit wenig Aufwand könnten mehr Pflegefäll­e betreut werden. Vielleicht kann das DRK im Rahmen der Altenpfleg­e Neues anbieten. Der Pflege-Bedarf steigt ständig. Unser Verband ist momentan gut aufgestell­t, zahlt aber auch nach einem eigenen Tarif. Nicht zuletzt müssen diese Kosten erwirtscha­ftet werden. Gedanklich habe ich noch vieles in petto, alles aber unter der Prämisse, dass Risiken so gering wie mögliche gehalten werden müssen. Wie lange wird Ihr Vertrag laufen? Die Laufzeit ist offen. Ich habe erst einmal darum gebeten, auf drei Jahre zu orientiere­n und werde dann sehen, wie es mir gesundheit­lich geht. Derzeit macht mir die Arbeit sehr viel Freude.

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Foto: Peter Michaelis Werner Wenk, neuer Vorstand des DRK Kreisverba­nd GeraStadt e.V.

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