Thüringische Landeszeitung (Gera)
DRK hat Notbremse gezogen
Im Gespräch mit Werner Wenk, neuer Vorstand des DRKKreisverbandes GeraStadt e.V.
Sie arbeiteten jahrelang als Geschäftsführer im CJD. Drei Jahre befanden Sie sich im Ruhestand, sind jetzt 69 Jahre. Nun bat Sie das DRK um Hilfe? Einem Anruf bei mir zu Hause folgte ein Gespräch mit drei Präsidiumsmitgliedern. Sie berichteten mir bei diesem Treffen, dass sie sich doch sehr kurzfristig aufgrund von Differenzen von dem bisherigen Vorstand trennen würden. Sie fragten mich, ob ich bereit wäre, dem DRK in diesem Punkt zu helfen. Wie reagierten Sie? Als erstes bat ich um etwas Bedenkzeit und um Einsicht in Unterlagen, um zu wissen, wo das DRK gegenwärtig steht. Dies wurde mir gewährt. Danach stand meiner Zusage nichts mehr im Wege. Ich wollte nur noch mit meiner Frau reden, denn sie war meine Anwesenheit zu Hause schon gewohnt. Wenn man in Rente geht, braucht man eine völlig neue Struktur. Dies fiel mir anfangs nicht leicht. Meine Frau hatte mich angeregt, als Schulmediator zu arbeiten. Als solcher bin ich im Förderzentrum in Bieblach tätig. Das macht mir sehr viel Freude und hält mich jung. Dieses Ehrenamt möchte ich auch weiterführen. Wussten Sie, worauf Sie sich beim DRK einlassen? Überhaupt nicht. Geschäftsführung war für mich an sich nichts Neues, bewegte sich bisher aber im Rahmen der Behindertenausbildung. Natürlich hat man sich auch beim DRK stark auf hilfebedürftige Menschen ausgerichtet, trotzdem war alles Neuland. Über die Jahre hat man sich natürlich einen eigenen Stil zugelegt. Insofern bin ich erst einmal mit Neu- und Umorganisation beschäftigt. Ich versuche, Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Das ist nicht leicht. Vor einigen Tagen habe ich die erste Präsidiumssitzung mit der ersten Auswertung der Geschäftszahlen vorgenommen. Wie und von wem wurden Sie eingearbeitet? Ihr Vorgänger Edgar Kaidel stand nicht mehr zur Verfügung. Ich möchte mich ungern auf meinen Vorgänger einlassen, denn ich kenne Herrn Kaidel nicht. Ich kann mich auch zu seiner Person nicht äußern. Eingewiesen und unterstützt wurde ich von den Damen aus der Verwaltung, hauptsächlich von der Leiterin der Finanzbuchhaltung. Hier laufen alle Informationen zusammen. Ohne diese Hilfe könnte ich jetzt meine Arbeit nicht machen. Ich bin dabei, viele Dinge umzustrukturieren. Ich möchte wesentlich schneller an Zahlenmaterial kommen. Denn alles, was wir hier beim DRK tun, spiegelt sich in Zahlen wider. Sie drücken das aus, was wir an inhaltlichen Aufgaben vollziehen. Wie verhält sich das DRK gegenüber dem bisherigen Vorstand. Wird eine Klage angestrebt? Das DRK verhält sich sehr neutral und objektiv. Eine Klage ist keinesfalls vorgesehen. Das Präsidium war jedoch nicht glücklich darüber, dass ein Kindergarten in einem denkmalgeschützten Gebäude entstehen sollte. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich weiß nur, dass das Präsidium richtig entschieden hat. Ich hätte es auch zu dieser Entscheidung aufgefordert, denn der Plan war nicht realisierbar. Stimmt Sie traurig, dass aus dem gesamten Projekt nichts wird? Gera könnte weitere KitaPlätze gut gebrauchen. Das stimmt mich und auch das Präsidium traurig. Es hätte diesen Plan gern verwirklicht. Aber angesichts der vorgelegten Zahlen hätten wir es nicht leisten können. Und das hätte vorher klar sein müssen. Aus meinen CJD-Erfahrungen heraus – wir hatten sehr viel mit Schlössern zu tun – sind für mich denkmalgeschützte Objekte tabu. Denn man kennt die Bausubstanz solcher Gebäude nicht im Detail. In der Regel gibt es 20 bis 30 Prozent Mehrkosten als veranschlagt. Das wäre für das DRK nicht zu realisieren gewesen. Zudem waren nötige Einrichtungsgegenstände in der Planung nicht berücksichtigt. Das DRK hat sozusagen die Notbremse gezogen? Exakt, weil nicht gut kalkuliert worden war. Andererseits hätten wir natürlich gern den Kindergarten gehabt, da das DRK bereits drei Kitas betreibt. Ist die Suche nach einem anderen Gebäude eine Option? Nein! Meine vornehmliche Aufgabe ist, zu schauen, dass wir mit den vorhandenen Tätigkeiten höhere Gewinne erwirtschaften können. Nur von auskömmlichen Renditen kann man letztlich investieren. Wie ist das Deutsche Rote Kreuz Gera momentan aufgestellt? Bei meiner ersten Präsidiumssitzung konnte ich viel Positives berichten. Mit den jetzt erzielten Renditen kann sich das DRK noch zu wenig leisten. Dieser Fakt behindert eine Weiterentwicklung. Dabei muss zuerst die Frage stehen: Wie können wir Organisation straffen? Dies geschieht auch mit Blick auf Auflagen von Kostenträgern, die zu erfüllen sind. Wie wollen Sie die Zahlen verbessern? Die Organisation zwischen Verwaltung und den Abteilungen muss gestrafft werden. Dadurch könnten Einsparungen erzielt werden Die Sozialstation lässt sich weiter ausbauen. Mit wenig Aufwand könnten mehr Pflegefälle betreut werden. Vielleicht kann das DRK im Rahmen der Altenpflege Neues anbieten. Der Pflege-Bedarf steigt ständig. Unser Verband ist momentan gut aufgestellt, zahlt aber auch nach einem eigenen Tarif. Nicht zuletzt müssen diese Kosten erwirtschaftet werden. Gedanklich habe ich noch vieles in petto, alles aber unter der Prämisse, dass Risiken so gering wie mögliche gehalten werden müssen. Wie lange wird Ihr Vertrag laufen? Die Laufzeit ist offen. Ich habe erst einmal darum gebeten, auf drei Jahre zu orientieren und werde dann sehen, wie es mir gesundheitlich geht. Derzeit macht mir die Arbeit sehr viel Freude.