Thüringische Landeszeitung (Gera)
Glanzvolles Ende: Sonde soll auf dem Kometen landen
Als Jägerin war „Rosetta“im Weltall hinter „Tschuri“her – Nun soll sie nach zwölf Jahren dort niedergehen und sich ausschalten
DARMSTADT. Noch einmal ein Höhepunkt zum Schluss einer historischen Weltraum-Mission: Fast zwei Jahre nach der erstmals in der Geschichte der Raumfahrt geglückten Landung eines Mini-Labors auf einem Kometen soll nun auch die Raumsonde „Rosetta“auf dem Brocken „Tschuri“aufsetzen. Sie hatte den Lander „Philae“durch die Weiten des Alls zum uralten Boten der Vergangenheit gebracht. Auch die Landung von „Rosetta“, geplant für diesen Freitag, 30. September, ist für die Europäische Raumfahrtagentur Esa etwas völlig Neues.
„So nah waren wir mit Rosetta an Tschuri noch nie gewesen“, sagte der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri, aus dem Satelliten-Kontrollzentrum Darmstadt. „Wir versuchen, bis zur letzten Sekunde noch Messungen und Bilder zu bekommen.“ Geplant ist die Landung etwa um 12.40 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Dann soll auf dem rund 720 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Kometen für die „Rosetta“-Mission nach zwölf Jahren ein für allemal Schluss sein.
„Wenn die Raumsonde die Oberfläche von Tschuri berührt, wird sie sich ausschalten“, so Ferri. „Wir werden nie mehr etwas von ihr hören.“Auf den Kometen niedergehen soll „Rosetta“langsamer als mit Schrittgeschwindigkeit. „Wir versuchen, die Landung so sanft wie möglich zu machen“, sagte Ferri. Aufsetzen soll die Sonde auf dem „Kopf“des Kometen. Anvisiert wird ein Punkt neben einer 130 Meter breiten Senke. Das Mini-Labor „Philae“und „Rosetta“dürften auf „Tschuri“nicht weit voneinander entfernt sein, vielleicht nur ein bis zwei Kilometer.
Die Geheimnisse von „Tschuri“haben für Wissenschaftler eine enorme Bedeutung. Im Kometen stecken die wahrscheinlich ältesten weitgehend unveränderten Reste aus der Zeit vor 4,6 Milliarden Jahren, in der sich das Sonnensystem bildete. „Rosetta“ und „Philae“waren mit zusammen etwa 20 Instrumenten an Bord gestartet, um „Tschuri“unter die Lupe zu nehmen. Die Raumsonde hob am 2. März 2004 von der europäischen Weltraumstation Kourou an Bord einer „Ariane 6“-Rakete ab. „Rosetta“hat eine jahrelange Reise durch das All hinter sich, mehrere Milliarden von Kilometern absolviert, sich einen Tiefschlaf gegönnt, um Energie für die letzte, entscheidende Strecke zum Kometen zu sparen.
Dann der 12. November 2014: „Rosetta“hatte „Tschuri“schon erreicht, nun löste sich das Labor „Philae“von der Sonde und setzte auf den Kometen auf. „Der Tag heute ist historisch“, lobte der damalige Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.
Enorme Bedeutung für Wissenschaftler