Thüringische Landeszeitung (Gera)
Der Sonnenkönig und die Finsternis
SolarworldChef Frank Asbeck ist in Nöten – Der größte deutsche FotovoltaikHersteller verbrennt Kapital
ARNSTADT. „Ein grimmiger Prediger des Verzichts“sei er nicht, sagte der lebensfrohe Frank Asbeck einmal. Seinen Investoren muss der Solarworld-Chef an diesem Mittwoch aber einen Verlust erklären. Seine Firma war einst Star der deutschen Sonnenenergie-Branche, Hoffnungsträger der Energiewende. Noch immer ist Solarworld der größte Produzent von Fotovoltaikzellen und Solarmodulen in Deutschland – doch jetzt ziehen finstere Wolken auf. Die Firma wird zum Sorgenkind.
Am vorvergangenen Dienstag informierte das Unternehmen über einen „Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals“. Bei der Muttergesellschaft Solarworld AG verringerte sich das Eigenkapital 2016 um mehr als 28 Millionen Euro auf 2,6 Millionen Euro, wie die Firma in einer Sofortmeldung für die Börse mitteilte. Die roten Zahlen resultierten im Jahr 2016 aus „Rückstellungen, Wertberichtigungen“und Kosten für die Umstrukturierung der Produktion. Arnstadt ein. Zwischendurch bot Asbeck dem US-Konzern General Motors an, dessen defizitäre Tochter Opel mit über 30 000 Beschäftigten zu übernehmen, um aus ihr den ersten „grünen“Automobilbauer zu machen. GM lehnte ab. Hat Asbeck sein Blatt überreizt?
2012 war die Glückssträhne jedenfalls zu Ende. Unter dem Strich stand ein Verlust von mehr als einer halben Milliarde Euro. Neben dem rapiden Wachstum machten sich vor allem zwei Ursachen bemerkbar: Erstens kürzte die Bundesregierung die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien, weil die steigenden Kosten zu politischen Konflikten führten. Zweitens stiegen chinesische Firmen in den Weltmarkt ein. Sie sorgten dafür, dass die Preise für PVZellen und Module massiv zurückgingen. Solarworld stand nun kurz vor dem Aus. Nur mit einem Schulden- und Kapitalschnitt überlebte die Firma.