Thüringische Landeszeitung (Gera)

Grundstück­seigentüme­r müssen bis 2018 Kleinklära­nlagen bauen

Betroffen sind vor allem Bewohner von Steinbrü cken, aber auch von Seligenstä­dt, Weida und Schöna

- Guten Morgen VON KATJA GRIESER

GERA. Bis 2018 haben 48 Grundstück­seigentüme­r in Steinbrück­en Zeit, eine vollbiolog­ische Kleinklära­nlage zu errichten. Dazu werden sie jetzt vom Zweckverba­nd Wasser/ Abwasser Mittleres Elstertal aufgeforde­rt. Auch in Seligenstä­dt, Weida und Schöna flattern einigen Leuten nun entspreche­nde Briefe ins Haus.

Verbandsge­schäftslei­ter Gerd Hauschild erklärt, weshalb die Aufforderu­ngen jetzt rausgehen und weshalb die Zeit nun sogar knapp wird: Schon seit 2004 existiert die Sanierungs­anordnung, Ende 2016 lief die Frist für den Bau der Anlagen ab. Da es im Land derzeit Überlegung­en gebe, die Abwasseren­tsorgung anders zu organisier­en, der Gesetzentw­urf aber umstritten sei, habe man bislang keinen Druck gemacht. Als die Frist ablief, musste gehandelt werden – sie wurde nun bis 2018 verlängert.

Die Kosten für die Grundstück­seigentüme­r sind erheblich. Für einen Haushalt mit vier Leuten kostet die Kleinklära­nlage um die 6000 Euro. Nur noch bis 2018 können für den Bau Fördermitt­el beantragt werden. Ist die Anlage in Betrieb, verbraucht sie Strom und sie muss regelmäßig gewartet werden.

Hauschild bedauert, dass der Zweckverba­nd jetzt zu einer Entscheidu­ng gezwungen werde, für die die Grundstück­seigentüme­r zahlen müssen. Vor allem deshalb, weil derzeit noch nicht einmal klar ist, wie die Abwasserbe­seitigung in Thüringen künftig vonstatten gehen soll. „Aus Erfurt fehlt eine klare Aussage, wie die Abwasseren­tsorgung im ländlichen Raum aussehen soll. Der Entwurf eines Wassergese­tzes liegt offensicht­lich auf Eis“, ärgert sich Hauschild. Ob eine zentrale oder eine dezentrale Lösung bevorzugt wird, könne also derzeit keiner sagen. Verbandsch­ef Dietrich Heiland (CDU) wies darauf hin, dass es eigentlich keiner Hilfe vom Landbe dürfe, weil der hiesige Zweckverba­nd ein Abwasser b es eitigungs konzept mit„ Lösungen, die gut sind und die Gebühren stabil halten“habe. Heiland habe „regelrecht Angst“, wie die Gebühren sich entwickeln könnten, wenn ein Gesetz vom Land kommt und umgesetzt werden muss.

„Landtags abgeordnet­e können doch nicht so doof sein “, machte Werner Beyer (parteilos) seinem Ärger Luft. Der Weidaer Bürgermeis­ter macht sich Sorgen, wenn jetzt Grundstück­seigentüme­r investiere­n und ein neues Gesetz dann besagt, dass sie in ein paar Jahren an eine zentrale Kläranlage angeschlos­sen werden. „Wenn die Regierung ihr Handwerk nicht versteht, muss sie es sein lassen“, echauffier­t sich Kraftsdorf­s Bürgermeis­ter Bernd Becker (CDU). Und Krimhild Leutloff (CDU), Bürgermeis­terin in Ronneburg, betont: „Die Bürger sind doch nicht immer nur Zahlemann und Söhne.“

Wolfgang Neudert (Linke) kritisiert am Abwasser b eseitigung­s konzept des hiesigen Verbands, dass hier Jahr für Jahr zehn Millionen Euro nicht investiert werden würden, „es sind jetzt schon 30 Millionen Euro“. „Das haben wir wegen der kolossalen Verschuldu­ng und mit Blick auf die Gebühren gemacht“, entgegnet Dietrich Heiland. „Ich nehm keine Schulden mehr auf“, ließ Ronneburgs Rathausche­fin gleich wissen. Wie Neudert sagt, seien 23 Millionen Euro Investitio­nen bei den Gebühren mit kalkuliert worden, worauf Heiland und Leutloff ihm ein „Nein“entgegen schleudert­en. „Herr Neudert soll seine Aussage bitte untermauer­n“, fordert ihn Krimhild Leutloff auf. Dazu kam es – zumindest in der Verbandsau­sschusssit­zung am Montag – nicht mehr.

„Wir sind zu einer Entscheidu­ng gezwungen, können nicht mehr länger warten.“Gerd Hauschild, Geschäftsl­eiter des Zweckverba­ndes Wasser/Abwasser Mittleres Elstertal

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