Thüringische Landeszeitung (Gera)
Auf Suche nach gemeinsamer Identität
Einige ElstertalGemeinden wollen gemeinsame Dorferneuerungsförderung. Die Eckpunkte für das Konzept stehen.
CROSSEN. Auch wenn in der Vergangenheit Städte und Gemeinden des Elstertals bis auf einige Ausnahmen jede für sich ihr Süppchen kochten, wollen einige von ihnen jetzt gemeinsame Sache machen. Schließlich könnten sie es mit einer überzeugenden Bewerbung in die Förderung der gemeinsamen Dorferneuerung schaffen. Weil die Zeit drängt, der Antrag bis 31. Mai beim Land gestellt sein muss, ist das Arbeitspensum des Forums zum Entwicklungsraum Elstertal straff.
Zum zweiten Mal trafen Montagabend Vertreter aus fünf Gemeinden und zehn Ortsteilen zusammen, um mit Unterstützung von Stadtplaner Ingo Quaas und seinem Team gemeinsame Handlungsfelder, Ziele und konkrete Startprojekte zusammen zu tragen. „Es geht darum, einen Maßnahmeplan zu stricken, der deutlich macht, dass es neben individuellen Vorhaben auch für alle geltende Ziele gibt. Wir müssen mehr als Region denken, auch wenn einzelne Maßnahmen immer den Ort betreffen“, sagte Quaas.
Handlungsziele und Startprojekte bestimmt
Er stimmte die Teilnehmer aus den Bad Köstritzer Ortsteilen Pohlitz, Reichardtsdorf, Gleina sowie aus Caaschwitz im Landkreis Greiz und diejenigen aus Silbitz, Seifartsdorf, Hartmannsdorf sowie der Crossener Ortsteile Tauchlitz, Rosenthal und Ahlendorf mit aktuellen Bevölkerungszahlen auf die schwierige Aufgabe ein. „Denn wir werden immer älter und weniger. Diese Grenzen müssen wir bei all unseren Überlegungen mitdenken“, sagte der Stadtplaner.
In einzelnen Gruppen eruierten die Teilnehmer also die Ziele für ihr Gesamtkonzept. Diejenigen, die sich mit Dorfleben/Daseinsfürsorge beschäftigten, präsentierten zwei Leitideen für die Elstertal-Gemeinden: zum einen das Leben für Ältere mit Mehrgenerationenhaus, Einkaufsshuttle und Generationenspielplätzen, zum anderen die Sanierung von Dorfplätzen, Festwiesen und ortsbildprägenden Gebäuden. Starten könne man bereits in Kürze mit dem Anschieben engerer Kooperation zwischen den zahlreichen aktiven Vereinen.
Die Gruppe Dorfbild/Dorfökologie einigte sich auf folgende Leitprojekte: 1. Hochwasserschutz, vor allem in vielen kleinen Maßnahmen bei Zuläufen und Bächen in den Dörfern, 2. das Historische erhalten und gleichzeitig für Barrierefreiheit sorgen und 3. Streuobstwiesen als Kulturlandschaft bewahren. „In Gleina könnte man mit einem überschaubaren Projekt zur naturnahen Umgestaltung hinter dem Teich beginnen“, nannte Sebastian Nachtigall das mögliche Startprojekt.
Für das Handlungsfeld Siedlungsentwicklung/Infrastruktur einigte sich die Runde auf die Sanierung von wichtigen Straßen und Plätzen in allen Gemeinden, auf ein notwendig zu erarbeitendes Mobilitätskonzept, den Erhalt des Öffentlichen Nah- und Fernverkehrs sowie die Bereitstellung von Löschwasser als gemeinsam anzugehende Leitprojekte.
Zu guter Letzt hatte die Gruppe Wirtschaft/Tourismus eine zündende Idee: „Man könnte eine Weiße Elster als Landmarke installieren und als Symbol für das Elstertal in verschiedenen Varianten und an unterschiedlichen Orten manifestieren“, so Quaas. Konkrete Vorschläge waren hier verbindende Rad- und Wanderwege, ein InfoWegweisung für Freizeit und Erholung in den Ortsteilen sowie die Idee „Offenes Haus für Radfahrer“mit Willkommenssymbol an Geschäften, Gaststätten und Privathäusern.
„Ich würde sagen, das war eine intensive Mitarbeit, die realistische, bodenständige Ziele zum Ergebnis hat“, sagte Ingo Quaas nach der Gruppenarbeit. Auch Silvio Mahl, Bürgermeister von Silbitz, bestätigte: „Es war sehr konstruktiv. Nun bleibt die Hoffnung auf die Fördermittel, denn ohne die wird vieles nicht gehen.“Armin Baumert, Bürgermeister in Hartmannsdorf im Saale-Holzland-Kreis ist wie Ina John überzeugt, dass der Blick über den eigenen Tellerrand nur gut sein kann. „So weiß man mal, was die Nachbargemeinden brauchen“, sagten sie. Helmut Wunderlich aus Crossen hofft, dass diese gemeinsame Bewerbung Anstoß für mehr Kooperation untereinander in der Zukunft ist.