Thüringische Landeszeitung (Gera)
Wir können viel für eine friedlichere Welt tun
Enttäuscht vom Aufruf der Linken zum Ostermarsch
Bastian Stein schreibt:
Eigentlich freue ich mich ja, dass sich immer noch Menschen zu Ostermärschen und für Friedensaufrufe zusammenfinden. Wir alle fühlen uns nicht nur von Krieg und Gewalt betroffen durch die Flüchtlinge, die bei uns Schutz suchen und durch die Bilder und Aufnahmen in Netz und TV. Wir sind auch Betroffene geworden, durch einen Angriffe im Cyberspace, durch die Mobilisierung in Facebook und Twitter, durch Social Bots, die Stimmung machen, bezahlte Trolle, die uns gegeneinander aufwiegeln und Wahlkämpfen ausländischer De-facto-Diktatoren in unserem Land.
Ach ja, Terror sowieso. Wir sind schon Teil eines Konfliktgebietes, niedrigschwellig, aber vorhanden.
Und was wir alles tun könnten. Würden wir weniger Fleisch essen und damit Landgrabbing (Anm. d. Red: Landraub) entgegenwirken. Wir könnten auf unfaire Freihandelabkommen verzichten, die den Bewohnern Westafrikas die Existenzgrundlage entziehen und damit radikalisieren. Wir könnten unsere Sucht nach Öl verringern und dann auf Augenhöhe ein ernstes Wort mit Terroristenhort und mehrfach Krieg führenden Saudi-Arabien sprechen. Es gibt so vieles, was wir für eine friedlichere Welt tun könnten. Nicht bequem, aber wer erwartet das schon.
Umso mehr enttäuscht mich der Aufruf der Linken zum Ostermarsch. Der ist bequem und verliert sich in pauschalen Topoi, die in den 80er-Jahren aktuell waren. Warum werden sie richtigen sozialen und wirtschaftlichen Ursachen nicht aufgegriffen? Warum wird gegen die Bundeswehr demonstriert, aber nicht vor den Büros der Abgeordneten, die Krieg entscheiden? Warum wird genau der Auslandseinsatz in Mali kritisiert, eine UN-Mission zur Wahrung des Friedens und zum Schutz der Menschenrechte? Warum kritisiert die Linke den Rüstungssparte von Jenoptik und ändert das als Regierungspartei und über das Land als Anteilseigner des Konzerns nicht? Leider hat die Linke immer noch nicht die Chancen und Risiken für Frieden verstanden.