Thüringische Landeszeitung (Gera)
Vom Mädchen aus Brooklyn zum Weltstar
Barbra Streisand wird 75 Jahre alt – und feiert ihren Geburtstag mit neuen Projekten, Alben und Konzerten
NEW YORK. Mehr als 140 Millionen verkaufte Alben, Auszeichnungen wie Oscars, Emmys und Golden Globes und unzählige Fans auf der ganzen Welt – aber Barbra Streisand sieht sich selbst immer noch als das „Mädchen aus Brooklyn“. „Ich habe zwei Seiten“, erzählte sie einmal Moderatorin Oprah Winfrey. „Zum Beispiel habe ich kein Problem damit, große Summen Geld wohltätigen Zwecken zu spenden, aber der Brooklyn-Teil in mir fragt immer noch: „Kostet diese Fliese wirklich 10,95 Dollar?“
Seit mehr als einem halben Jahrhundert feiert die im New Yorker Stadtteil Brooklyn geborene Streisand Erfolge – am heutigen Montag wird sie 75 Jahre alt – aber sie arbeitet weiter wie eh und je: Gleich zwei neue Alben hat sie gerade veröffentlicht, eines mit Broadway-Songs, eines mit Duetten, ab 2020 will sie eine neue Kulturhalle am World Trade Center leiten, und sie hat gerade erst wieder zwei Konzerte für Anfang Mai angekündigt.
Dabei sind Bühnenauftritte alles andere als ihre Leidenschaft. Jahrzehntelang litt Streisand unter Lampenfieber, „dass es mir fast den Magen umgedreht hat“. „Ein Grund, dass ich inzwischen auftreten kann, ist, dass es Tabletten gegen Lampenfieber gibt.“Auch sonst lebt Streisand nicht gerne das Leben, das man sich von einem Weltstar vielleicht vorstellen würde. Rote Teppiche meidet sie, ebenso Interviews so weit es geht. Trotzdem äußert sie sich immer wieder zu aktuellen Themen, vor allem über ihre Webseite und via Twitter.
Die Karriere der 1942 geborenen Streisand begann in den 60er Jahren in Nachtclubs und Broadway-Revuen. In ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen im New Yorker Bezirk Brooklyn aufgewachsen, träumte sie schon früh von einer Schauspielkarriere. „Ich nahm Schauspielunterricht, seit ich 14 war, habe mit 15 die Medea gespielt und wollte wirklich eine klassische Schauspielerin werden“, sagte sie einmal dem britischen „Telegraph“. „Weil ich als ‚das Kind vom Straßenblock mit der guten Stimme‘ bekannt war, habe ich mich bei einem Talentwettbewerb beworben. Ich dachte, so kann ich mir ein paar Mahlzeiten leisten, bevor ich Shakespeare oder Ibsen spiele.“
Das klappte – und noch viel mehr. Bei einem Nachtclub-Auftritt trifft Streisand das Songschreiber-Duo Alan und Marilyn Bergman, die ihr jahrzehntelang Hits wie „The Windmills of Your Mind“, „Solitary Moon“, „The Same Hello, the Same Goodbye“ oder „That Face“schreiben werden. „Ich werde nie vergessen, was Marilyn als erstes zu mir gesagt hat: ‚Weißt du, wie wundervoll du bist?‘“
Aber auch auf der Bühne und in Film und Fernsehen feierte das Multitalent Streisand schließlich Erfolge. Gleich für ihren ersten großen Hollywood-Film „Funny Girl“(1968) gewann sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Ihre TV-Shows „My Name is Barbra“und „Color Me Barbra“gingen um die Welt und erzielten Rekordeinnahmen. Filme wie „So wie wir waren“, „Hello Dolly“, „Nuts“, „Is was, Doc?“und „Yentl“wurden ebenfalls zu Klassikern.
Streisand wird zum Weltstar mit Wiedererkennungswert – wegen ihrer unvergleichlichen Stimme, aber auch wegen ihrer auffallend großen Nase. Zu einer Operation habe sie sich aber nie überwinden können.