Thüringische Landeszeitung (Gera)
Erst dominant, dann zitternd
FußballRegion alligist FC Carl Zeiss Jen a gewin n t beim 1. FC Lokomotive Leipzig mit 2:1 (2:0)
LEIPZIG. Nach dreieinhalb Minuten huscht dem zotteligen Holländer ein Lächeln übers Gesicht. René van Eck, einst erfolgreicher Cheftrainer beim FC Carl Zeiss Jena, spendiert als einer von 4107 Zuschauern im Leipziger Bruno-Plache-Stadion Applaus – weil Bedi Buval unten auf dem Rasen seinen frühen Führungstreffer für den FCC beim 1. FC Lokomotive bejubelt.
Nach einem Rückpass auf Lok-Keeper Benjamin Kirsten hat Buval Druck erzeugt; und wird prompt angeschossen. Das Leder fliegt in die Maschen. Was erst die Fernsehbilder zeigen: Buval hat den Ball an die Hand bekommen. Und doch: 1:0 (4.). Jenas Trainer Mark Zimmermann jubelt auch, gibt aber hinterher zu: „Ich habe das im Spiel nicht wahrgenommen: Es war ein klares Handspiel. Die Hand hat da oben nichts zu suchen“, sagt er. Sein Leipziger Kollege Heiko Scholz nimmt‘s zur Kenntnis und es dem Schiedsrichter nicht krumm: „Ich habe es auch nicht gesehen, aber ich habe es geahnt. Weil ich weiß, dass der Benny in der Lage ist, den Ball über den Kopf zu schießen“. Sagt‘s und lacht.
Er weiß aber auch, dass dieses frühe Tor dem Gast aus Jena in die Karten spielt.
Denn sofort agieren die Jenaer mit gewohnter Dominanz. Eismann scheitert kläglich freistehend (16.), Kühne wenig später mit einem Schuss ans Außennetz (24.). Und nach feiner Manfred-Starke-Flanke probiert es Buval mit einem satten Schuss auf den kurzen Pfosten. Kirsten taucht ab, rettet im letzten Moment (32.). Aufs 2:0 müssen die 1200 mitgereisten Zeiss-Fans bis zur 41. Minute warten. Wieder wird Buval in Mittelstürmerposition angespielt, Davud Tuma eilt herbei, nimmt seinem Mitspieler das Streitobjekt vom Fuß und schießt unvermittelt ins Tor ein. Und die Lok? Die kommen erst in der Nachspielzeit zu einer nennenswerten Gelegenheit. Daniel Becker und Jenas Matthias Kühne duellieren sich über die halblinke Seite, Torwart Raphael Koczor kann den Schuss des Leipzigers mit den Handschuhspitzen stoppen, Kühne befördert ihn ins Aus.
Anders direkt nach dem Seitenwechsel: Eingabe von links, Kopfball des soeben eingewechselten Djamal Ziane – Tor, 1:2 (48.). Die Spielkontrolle ist dahin. „Danach hatten wir richtig Probleme und nur wenig Entlastung. Es wurde zur Zitterpartie“, sagt Zimmermann. Die Hausherren werden nun mutiger, versuchen, mit langen Bällen durchs Zentrum gefährlich zu werden. Und sie hadern mit dem Schiedsrichter Christian Allwardt aus Kritzmow, der ihnen einen potenziellen Handelfmeter verwehrt (61.). Marcel Trojandt versucht es später mit einem straffen Schuss aus 17 Metern, den Koczor nur mit den Fäusten parieren kann (76.).
Vier Minuten danach krümmt sich Maximilian Wolfram schmerzverzerrt am Boden. Von hinten ist er gefällt worden. Als Missetäter hat der Unparteiische den Leipziger Trojandt ausgemacht und verweist ihn nach einer kurzen Rudelbildung mit anschließender Krisensitzung des kompletten Schiedsrichtergespanns des Feldes (81.).
Als wenig später der Schlusspfiff ertönt, ballt Mark Zimmermann die Fäuste. Seine Elf hat vor einer tollen Kulisse bestanden. „Es sind diese Spiele, die dich auf gewisse Dinge vorbereiten, die du bei elf Punkten Vorsprung vielleicht bald erleben wirst“, sagt er. Nein, Glückwünsche wolle er noch immer nicht annehmen. „Wir brauchen auch keine Schützenhilfe. Wir wollen es selber klären“, sagt er. Und das schon am kommenden Freitag vor heimischer Kulisse gegen Rasenballsport Leipzig II. Als Glücksbringer hat er René van Eck gleich eingeladen ...