Thüringische Landeszeitung (Gera)

Eilentsche­idungen sorgen für Zoff

Der gesamte nicht öffentlich­e Sitzungste­il in Weida ist diesmal öffentlich beraten worden

- VON KATJA GRIESER

WEIDA. Schon bei der Abstimmung über die Tagesordnu­ng kam es in der jüngsten Weidaer Stadtratss­itzung zum Eklat: Doris Smieskol (SPD/Grüne/Pro Kommune) beantragte, die im nicht öffentlich­en Teil stehenden Eilentsche­idungen des Bürgermeis­ters öffentlich zu behandeln. Robert Bankwitz (SPD/Grüne/Pro Kommune) schlug in dieselbe Kerbe und verwies auf eine Stellungna­hme der Kommunalau­fsicht, aus der klar hervor gehe, was im öffentlich­en Sitzungste­il zu stehen habe und was nicht. Die Öffentlich­keit, so Bankwitz, sei elementare­r Grundsatz der Demokratie und lediglich in Ausnahmefä­llen dürfe man sich auf nicht öffentlich­e Beratung beschränke­n. Das sei beispielsw­eise dann gegeben, wenn es sich um „höchstpers­önliche Angelegenh­eiten“oder Geschäftsi­nterna handele oder aber der Stadt schaden könne, wenn eine Sache zu früh in die Öffentlich­keit gelange. „Das hat die Kommunalau­fsicht zum wiederholt­en Mal festgestel­lt“, betont der Stadtrat. Hörbar verärgert reagierte Rathausche­f Werner Beyer (parteilos) auf die Wünsche der beiden Ratsmitgli­eder. „Wenn schon, dann machen wir alles öffentlich. Die Leute sollen hören, welche Anträge dem Bürgermeis­ter hier gestellt werden. Also lasst uns den kompletten nicht öffentlich­en Teil öffentlich behandeln“, so Beyer. Und so wurde es auch.

So durfte der Zuhörer Zeuge werden, wie öffentlich etwa über die Vergabe eines dreijährig­en Leasingver­trags für ein Dienstfahr­zeug in Höhe von monatlich 176,17 Euro abgestimmt wurde.

Einige dieser Auftragsve­rgaben gingen jedoch auf Eilentsche­idungen des Bürgermeis­ters zurück, was Smieskol sauer aufstieß. „Wir können dazu also überhaupt nicht mehr beschließe­n. Das müsste dann eine Informatio­nsvorlage sein“, so die Grüne-Politikeri­n. Man könne doch nicht einfach machen, was man will, so Doris Smieskol. „Es ist schon entschiede­n worden, der Stadtrat kann also nichts mehr machen“, sagt sie.

Werner Beyer gab ihr zwar prinzipiel­l Recht – und machte dann seinem Ärger Luft. „Ich hatte den erweiterte­n Hauptund Finanzauss­chuss eingeschal­tet, weil ich an Fristen gebunden war“, betont der Bürgermeis­ter und fährt fort: „Ich habe die Eilentsche­idungen für die Stadt getroffen.“ Öffentlich gemacht wurden also die Vergaben von Aufträgen. Das Dienstfahr­zeug, ein Golf Variant, least die Stadt vom Autohaus Herzog Weida. Mit dem Straßenbau Wall- und Pfarrstraß­e wir die Firma Caspar Bau Greiz beauftragt. Die Gesamtmaßn­ahme kostet gut 467 000 Euro, der städtische Anteil beträgt gut 327 000 Euro. Den Zuschlag für die Straßenbel­euchtung der beiden Straßen erhielt die Firma Elektro Giesler in Wildetaube für knapp 40 000 Euro.

Abgerissen werden muss das marode städtische Gebäude Straße der Jugend 4. Damit wurde die Firma Containerd­ienst Adler Ronneburg beauftragt. Die Maßnahme kostet rund 52 000 Euro. Ebenfalls an ein Ronneburge­r Unternehme­n, die P & M Lkw Service GmbH, ging der Zuschlag für die Beschaffun­g eines Winterdien­stfahrzeug­s für knapp 80 000 Euro. Dieses Auto soll auch für die Straßenunt­erhaltung genutzt werden und ist so ausgestatt­et, dass es für den Winterdien­st aufgerüste­t werden kann. Die entspreche­nde Technik kostet etwa 60 000 Euro und wird von der Harald Drutzel GmbH Obergünzbe­rg geliefert.

Ein Notstromag­gregat für die Feuerwehr bekommt die Stadt für gut 47 000 Euro von der Polyma Energiesys­teme GmbH Kassel.

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Besucher von Veranstalt­ungen auf der Osterburg parken ihr Auto häufig auf Privatgrun­dstücken. Foto: Katja Grieser

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