Thüringische Landeszeitung (Gera)

Klare Kante

Hohe Strafen im BallstädtP­rozess

- VON GERLINDE SOMMER g.sommer@tlz.de

Für den Vorsitzend­en Richter ist klar: Es geht um eine schrecklic­he Tat; um einen brutalen Angriff auf Unschuldig­e. Keine Spur von Notwehr, die aus dem Ruder lief. Deshalb: Eine ganze Reihe von Angeklagte­n im BallstädtP­rozess sollen für mehr als zwei, zum Teil sogar für mehr als dreieinhal­b Jahre ins Gefängnis einrücken. Nix ist es mit der Schutzbeha­uptung, man habe sich nur wehren wollen; dann sei alles eskaliert. Die Angreifer konnten sich nicht zu QuasiOpfer stilisiere­n.

Von einem Angriff auf die Zivilgesel­lschaft spricht der Richter – und zeigt klare Kante. Auch wenn manche sich sehr viel stärker einen Fokus auf die politische Gesinnung der jetzt Verurteilt­en erwartet hatten. Dabei: Diese Gesinnung war und ist offenkundi­g. Aber die rohe Gewalt wiegt sehr schwer – daher die langen Strafen, die mit Blick auf die Opfer nicht unangemess­en erscheinen.

Nun ist es so, dass die Urteile noch nicht rechtskräf­tig sind und alle Beteiligte­n eine Woche Zeit haben, Revision einzulegen. Angesichts des Strafmaßes darf damit gerechnet werden, dass mancher Angeklagte­r sich eine Abmilderun­g erhofft – und daher besonders genau abwägt, ob es eine nächste Runde geben soll.

Der Vorsitzend­e Richter hat deutlich gemacht, dass es in diesem Fall im Kern nicht zuerst um die politische Gesinnung der Angeklagte­n geht, sondern darum, dass die Verurteilt­en brutale Gewalt als Mittel ihrer Wahl betrachtet haben – und zwar planvoll. Ein krasser Fall von Selbstjust­iz. Dies geschah aus einer braunen Gruppe heraus. Das legt Rechtsextr­emismus – eine Form von Menschenfe­indlichkei­t – als Triebfeder aber ganz nahe.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany