Thüringische Landeszeitung (Gera)
Thüringer Jagdverband lehnt schärfere Gesetze ab
Zahl der Waidmänner wird wieder größer – AfDAnfrage zu Schusswaffen
ERFURT. Im Thüringer Jagdverband schaut man mit Interesse auf ein Dokument aus dem Innenministerium, das aktuell die Runde macht. Die AfD-Fraktion im Landtag hat eine Anfrage zu Schusswaffen gestellt – in der Antwort aus dem Hause von Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) finden auch die Jäger Informationen, an die sie sonst offenbar kaum kommen.
„Man hat mit dieser Antwort einmal eine Dokument, aus dem ersichtlich wird, wie die Landesregierung die Schusswaffensituation in Thüringen einschätzt“, sagt Frank Herrmann. Der Geschäftsführer des Jagdverbandes sieht ein prinzipielles Informationsdefizit beim Innenministerium: „Anfragen von Verbänden werden kaum beantwortet“, sagt er. Ähnliches hatten schon Vertreter des Landeschützenverbandes in der Vergangenheit berichtet. Für Herrmann, der betont, dass man nicht alle Fragen so hätte stellen müssen, wie es die AfD getan habe, geht es vor allem um Information. „Für uns wäre es wichtig, einmal zu erfahren, was bei den regelmäßigen Kontrollen festgestellt wird. Allerdings erhalten wir davon in der Regel keine Kenntnis.“Viel mehr sei es so, dass im Nachhinein herauskommt, dass ein Jäger – Herrmann hat hier einen konkreten Fall vor Augen – wegen eines Vergehens, im konkreten Fall das Lagern von Munition und Waffe an einem Ort, sofort für fünf Jahre als unzuverlässig erklärt wird. Das sei die Höchststrafe. Ob das sein müsse, stellt Herrmann im TLZ-Gespräch in Frage und mahnt zu mehr Fingerspitzengefühl.
Harte Worte wählt der innenpolitische Sprecher der AfDFraktion, Jörg Henke. Er fordert, dass zwischen legalem und illegalem Waffenbesitz in der polizeilichen Kriminalstatistik unterschieden werde. „Es darf nicht sein, dass Jäger und Schützen in einen Topf mit Terroristen und Kriminellen geworfen werden! Wir brauchen ein hartes Vorgehen gegen illegalen Waffenhandel, insbesondere im Darknet, aber jede erdenkliche Unterstützung für gesetzestreue Waffenbesitzer“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.
Die Jäger und Schützen sehen sich allerdings immer schärferen Gesetzesvorschriften ausgesetzt und fühlen sich teilweise unter Generalverdacht gestellt. Die Zahlen, darauf macht Herrmann aufmerksam, würden aber eine andere Sprache sprechen. „Man kann Menschen auch kriminalisieren“, sagt er.
Deshalb bleibt der Jagdverband, der aktuell 7600 der insgesamt knapp 12 000 Jäger in Thüringen vertritt, bei seiner Auffassung, dass die Kontrollergebnisse an ihn weitergegeben werden müssen. „Wenn es Zahlen gibt, dann will ich damit auch agieren können. Anders kann ich meine Jäger nicht erziehen, falls das notwendig sein sollte“, sagt er mit Blick auf Schulungen und Präventionsveranstaltungen, die der Verband anbietet. Um dabei aber zielgerichtet vorgehen zu können, brauche der Verband Informationen.
Die Waffe, sagt Herrmann, benötige der Jäger nun mal, um die ihm per Gesetz übertragene Aufgabe der Hege und Pflege des Wildbestandes auch nachkommen zu können.
In der Antwort auf die Große Anfrage verweist der Thüringer Innenminister eindeutig auf die Stellung des Jagdverbandes als „anerkannter Naturschutzverband“.
Dennoch: Gesetzesverschärfungen werden auch die Thüringer Jäger wieder treffen. Bei der Verschärfung des Waffenrechtes, die jetzt im Bund Thema ist, sei es noch gelungen, für die vorhandenen Waffenschränke einen Bestandsschutz zu erzielen, macht Herrmann deutlich. Das verhindert, dass Tausende Jäger privat erneut viel Geld investieren müssen, um neue Vorschriften einzuhalten.
Was bei der Neufassung des Landesjagdgesetzes, das als Vorhaben der rot-rot-grünen Koalition im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, herauskommt, das steht in den Sternen. Offenbar soll der Entwurf Mitte Juni im Kabinett verhandelt werden.
„Wir brauchen die Waffe, um unsere Kraft Gesetz verliehene Aufgabe, die Hege und Pflege des Wildbestandes, zu erfüllen.“ Frank Herrmann, Landesjagdverband