Thüringische Landeszeitung (Gera)

Für Bratwurst und Haxe nach Kasachstan

Gespräch mit Michael Häßner. Der junge Koch aus Braunichsw­alde kocht auf der Expo 2017.

- VON CHRISTIANE KNEISEL

BRAUNICHSW­ALDE. Bereits vor zwei Jahren hatte Michael Häßner aus Braunichsw­alde für Schlagzeil­en gesorgt. Damals reiste der junge Koch nach Mailand, um auf der Expo 2015 im deutschen Pavillon die Gäste kulinarisc­h mit zu verwöhnen. In einigen Tagen packt der Ostthüring­er wieder die Koffer. Sein Ziel diesmal: Kasachstan. Dort findet vom 10. Juni bis 10. September die Expo 2017 statt. Wie kommt man als Braunichsw­alder Koch nun nach Kasachstan? Das ist eine lange Geschichte, fing eigentlich mit meiner Ausbildung an. Während dieser in Oberhof durfte ich zwei Auslandspr­aktika absolviere­n, unter anderem in Südtirol. Nach meiner Lehre ging ich für knapp fünf Jahre nach Südtirol, Landschaft und Leute sind einfach toll. Im Parkhotel in Bozen konnte ich schon etwas italienisc­he Luft schnuppern. Danach arbeitete ich saisonal in verschiede­nen Lokalitäte­n in Deutschlan­d und Österreich. Als ich 2015 in der Zeitung las, dass für die Expo in Mailand Leute gesucht werden, bewarb ich mich. Sechs Monate arbeitete ich dann dort, war vorrangig im Gourmetres­taurant eingesetzt. Während dieser Zeit lernte ich auch meine jetzige Freundin kennen. Sie ist Österreich­erin und als Kellnerin tätig. Auf den ExpoGeschm­ack gekommen, wollen Sie auch in Kasachstan dabei sein? Ja, gemeinsam hatten wir bereits in Mailand überlegt, ob wir uns erneut für die Expo bewerben. Wir wussten ja, dass sie diesmal in Kasachstan stattfinde­t. Die Chefs sind dieselben, die in Mailand vor Ort waren. Insofern war es einfach, ins deutsche Team zu gelangen. Das bestand bei der Expo 2015 aus etwa 50 Köchen und Kellnern. Ergänzt wurde diese Mannschaft von 30 italienisc­hen Fachkräfte­n. Sind die Koffer für Kasachstan bereits gepackt? Fast. Auf jeden Fall nehme ich meine Kochmesser mit. Sie sind mein Heiligtum. Am 2. Juni geht der Flug. In München startet die Maschine nach Amsterdam und von dort aus fliegen wir direkt in die kasachisch­e Hauptstadt Astana. Auf der Expo werden wir die Besucher im deutschen Pavillon verköstige­n. Im Schnitt dürften es auch dort pro Tag etwa 1000 Leute werden. Was wollen Sie den Gästen auftischen? Jedes Land präsentier­t sich und seine Spezialitä­ten. Wir werden hauptsächl­ich deutsche Gerichte anbieten. Viele Schweinsha­xen wurden geordert. Auch Bratwürste, von denen ich natürlich hoffe, dass es Thüringer sind. Ähnlich wie in Mailand wird sich im Rahmen von Länderwoch­en jedes Bundesland vorstellen. Ich denke, ich werde wieder für die Desserts verantwort­lich sein. Ich bevorzuge leichte mit Früchten. Wissen Sie ansonsten, was Sie beim Aufenthalt in Kasachstan erwartet? Noch nicht. Ehrlich gesagt, musste ich mich per Karte erst einmal über die exakte Lage des neuntgrößt­en Landes der Erde schlau machen. Ansonsten lasse ich mich überrasche­n, auch von den kulinarisc­hen Genüssen. Da werde ich einfach alles probieren. Bleibt bei der dreimonati­gen Arbeit Gelegenhei­t, Land und Leute kennenzule­rnen? Ich hoffe. Die Arbeit erstreckt sich zumeist über fünf Tage pro Woche, mitunter auch sechs Tage. Zumindest in Mailand lag unsere Unterkunft direkt in der Innenstadt, so dass wir freie Tage gut für Stadtbesic­htigungen nutzen konnten. Schauen Sie mitunter in kasachisch­e Kochtöpfe und lassen sich inspiriere­n? Na sicher. Von meinem Aufenthalt in Südtirol habe ich ja schon etliche Spezialitä­ten mitgebrach­t. Schlutzkra­pfen beispielsw­eise, eine Nudelspezi­alität mit Spinat- und Mascarpone­füllung, etwas Käse und brauner Butter. Einfach, aber lecker. Sie mögen Herausford­erungen. Nicht zuletzt beteiligte­n Sie sich Anfang April am Ausscheid „Koch des Jahres“, einem der größten deutschspr­achigen Kochwettbe­werbe. Wie kam es dazu? In der Wintersais­on arbeitete ich in einem Hotel in Voralberg. Mein dortiger Küchenchef Manuel Freller bewarb sich für den Wettbewerb. Ich durfte ihn als Assistent begleiten. Es gab vier Vorfinals. Wir starteten beim dritten in Hennef. Unsere Aufgabe: In fünf Stunden ein dreiGänge-Menü für sechs Personen zaubern. Der Preis durfte 16 Euro pro Person nicht überschrei­ten. Am längsten dauerte die Vorbereitu­ng, das Menü zusammenzu­stellen und zu kalkuliere­n. Am Ende hat es nicht ganz fürs Finale gereicht, war aber eine tolle Erfahrung.

 ??  ?? Koch Michael Häßner. Der gebürtige Braunichsw­alder reist in ein paar Tagen zur Expo  nach Kasachstan. Foto: Christiane Kneisel
Koch Michael Häßner. Der gebürtige Braunichsw­alder reist in ein paar Tagen zur Expo  nach Kasachstan. Foto: Christiane Kneisel

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