Thüringische Landeszeitung (Gera)

Bäume sind seit Jahren überfällig

Am Schlossber­g hätte viel früher eingegriff­en werden müssen. Jetzt hat die Natur wieder das Sagen.

- VON KATJA GRIESER

GERA. Daniel Heinrich hatte am Samstagmor­gen viel zu erklären. Vor allem die Leute, die unterhalb von Schloss Osterstein wohnen, wollten Antworten von dem Ernseer Revierförs­ter. Die zahlreiche­n Baumfällun­gen am Schlossber­g im Januar und Februar beschäftig­en die Anwohner noch immer – und die Frage, wie es nun weiter geht.

„Die Verkehrssi­cherungsar­beiten am Schlossber­g waren schon lange überfällig. Wahrschein­lich haben hier 70 Jahre lang keine wesentlich­en Eingriffe stattgefun­den“, so Heinrich. Die Bäume mussten weichen, weil sie entweder alt und krank waren oder weil sie einfach nicht mehr sicher standen. Das sei bei der Untersuchu­ng deutlich geworden. Und in Fällen, in denen Gefahr droht, muss schnell gehandelt werden, erklärt der Förster. Deshalb gab es Anfang des Jahres die Fällungen.

Wald ist Nationales Naturerbe

Problem an dieser Stelle ist, dass der Wald über Jahrhunder­te im Besitz der Schlossher­ren war. Nach der Enteignung 1945 wurde er Volksvermö­gen. „Nach der Wende herrschte über 25 Jahre Unsicherhe­it über das Eigentum“, so Daniel Heinrich. Die jeweils für den Wald Zuständige­n hätten in dieser Zeit lediglich das gemacht, was dringend notwendig war. Mehr nicht. Nun ist das Land in der Pflicht und der Revierförs­ter hat nach einer Untersuchu­ng das Beseitigen der Bäume, von denen Gefahr ausging, angeordnet.

Doch was wird nun und warum wird das Holz im Stadtwald eigentlich liegen gelassen?, wollten die 20 Teilnehmer des Rundgangs um das Schloss wissen. Im Jahr 2015, erläutert Daniel Heinrich, ist der Stadtwald zum Nationalen Naturerbe erklärt worden. „Das bedeutet, dass wir uns an vielen Stellen von der forstwirts­chaftliche­n Bewirtscha­ftung verabschie­den mussten, wir den Wald nicht mehr angreifen dürfen. Da lassen wir Natur Natur sein“, erklärt der Förster. Das bedeute einen Spagat. Denn gleichzeit­ig muss dafür gesorgt werden, dass Wanderwege, Zufahrten zu Häusern und Gärten in einem solchen Zustand sind, dass keine Gefahr für den Menschen ausgeht. Also: Verkehrssi­cherungsma­ßnahmen ja, größere Eingriffe in die Natur nein.

Von dem kahlen Hang, dessen Anblick Anfang des Jahres schockte, ist jetzt nicht mehr viel zu sehen. „Jedes Jahr im April überholt uns die Natur. Es ist alles eingegrünt“, so Daniel Heinrich. Die jungen Bäume am Schlossber­g hätten jetzt, nach dem Entfernen der alten, die Chance, sich zu entwickeln. Denn dass der Berg bewachsen ist, ist wichtig. „Wir brauchen die Durchwurze­lung des Bodens. Die Bäume bleiben also erhalten“, betont der Revierförs­ter. Eine solchen Eingriff wie in diesem Jahr werde es in den nächsten 25 Jahren keinesfall­s wieder geben. „Wir müssen den Wald wachsen lassen. Erst, wenn erneut Gefahr droht, werden wir wieder handeln“, erklärt Daniel Heinrich, der seit 2011 für das Revier zuständig ist.

 ??  ?? Revierförs­ter Daniel Heinrich (rechts) erläuterte Interessie­rten am Samstag bei einem Rundgang, warum die Bäume am Schlossber­g Osterstein weichen mussten. Am Schlossber­g grünt es inzwischen wieder. Foto: Katja Grieser
Mehr Bilder unter www.tlz.de
Revierförs­ter Daniel Heinrich (rechts) erläuterte Interessie­rten am Samstag bei einem Rundgang, warum die Bäume am Schlossber­g Osterstein weichen mussten. Am Schlossber­g grünt es inzwischen wieder. Foto: Katja Grieser Mehr Bilder unter www.tlz.de
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