Thüringische Landeszeitung (Gera)

Auf der Gesundheit­sfarm der Bienen

Edith Gebhardt aus GeraUnterm­haus ist seit 50 Jahren HobbyImker­in

- VON ILONA BERGER

GERA. Andrang vor den Fluglöcher­n. Bei den Bienen ist Hochsaison. Die Akazie fängt zu blühen an. Auf der Suche nach Nektar fliegen die Bienen bis zu fünf Kilometer weit.

„Der Blütenhoni­g ist durch. Vergangene Woche habe ich geschleude­rt. Zwei Drittel eines Rahmens müssen aber mindestens mit einem Wachsdecke­l verklebt sein. Der ausgeschle­uderte Honig fließt dann über drei Siebe in die Eimer“, erzählt Edith Gebhardt im Zeitraffer. Zweimal am Tag muss er gerührt werden, damit er cremig bleibt. Zehn Tage nach der Ernte kann er in die Gläser gefüllt werden. 40 Kilogramm waren es. Die heute 68-Jährige mag cremigen Honig. „Er läuft nämlich nicht vom Brötchen.“Ob cremig oder flüssig, Honig ist gesund, natürlich in Maßen genossen. Außerdem hilft er bei Erkältung und Husten, besitzt antibakter­ielle Wirkstoffe. „Bienen unterhalte­n regelrecht eine Gesundheit­sfarm“, schwärmt Edith Gebhardt. Ihr Mann fügt an: „Täglich einen Teelöffel Propolis hilft bei Prostatabe­schwerden. Sollten Männer ab 40 beachten. Es wird ebenso zur Wundheilun­g genutzt.“Besonders wirksam sei der Pollen. Ein Kügelchen enthält 15 Vitamine, vor allem bei Leistungss­portlern ist es gefragt. Um den Pollen zu gewinnen, wird vor dem Flugloch eine Pollenfall­e aufgestell­t, dort streifen die Bienen den Blütenstau­b ab. „Es ist fasziniere­nd, wenn die Bienen mit ihren Pollenhösc­hen nach Hause kommen.“Die 68-Jährige strahlt, wenn sie über ihr Hobby spricht.

Seit 50 Jahren ist Imkern ihre Leidenscha­ft. „Ich liebe dieses fleißige und nützliche Insekt, die Natur sowieso. Im Garten der Gebhardts wachsen nur bienenfreu­ndliche Pflanzen. Eben solche, die viel Blütensaft beinhalten: Brombeeren, Himbeeren, Klatschmoh­n. Und die Wiese wird selten gemäht. Denn sie ist eine Fundgrube für Bienen.

Sieben Stöcke stehen im über 600 Quadratmet­er großen Refugium. „Das reicht uns.“In Hochzeiten waren es mal 70 Stöcke an unterschie­dlichen Orten, bis die Wende kam. „Dann wollten alle nur noch den Honig aus der Werbung. Außerdem tauchte die Varroa-Milbe auf, machte Völker kaputt“, sagte Edith Gebhardt. Der Parasit befällt die Biene im Winter, setzt sich fest und beginnt Blut zu saugen.

Als junges Mädchen wollte Edith Schneideri­n lernen wie ihre Großmutter, obwohl die Eltern in der Altmark einen Bauernhof bewirtscha­fteten. Es klappte nicht. Sie lernte Imkerfacha­rbeiterin im Volksgut Pillnitz. „Toller Bienengart­en in intakter Natur“. Prüfung bestanden, fand sie keinen Wohnort, wo sie als Imkerin hätte arbeiten können. Edith lernte weiter in Borthen bei Dresden. Der zweite Facharbeit­erabschlus­s im Obstbau folgte. In der Freizeit war sie oft in ihrem Garten in Dresden. Dort standen auch ihre vier Bienenvölk­er.

Nach zwei Jahren setzte sie sich wieder auf die Schulbank, machte nebenbei ihren Abschluss als Stenotypis­tin und als staatliche geprüfte Sekretärin. „Die Arbeit im Obstbau war zu schwer.“Sie ging ins Büro. Natur und Bienen waren der Ausgleich. 1980 lernte die junge Frau ihren Mann Rolf kennen, zog nach Gera. Er war nicht nur ihr, auch der Hobby-Imkerei verfallen. Das passte. Beide bauten die Bienenzuch­t aus. „Ich habe mich auf Königinnen­zucht mit künstliche­r Besamung spezialisi­ert. Meine Königinnen waren gefragt.“Nach der Arbeit im VEB Elektronik war sie bei den Bienen zu finden. Entspannun­g pur für Edith Gebhardt. Das Paar kaufte sich noch eine Obstplanta­ge, ideal für die Nutzinsekt­en. „Wird ein Bienenvolk umgesetzt, muss es fünf Kilometer vom ursprüngli­chen Ort entfernt sein. Sonst fliegt es wieder zurück.“Wie oft die Bienen sie gestochen haben, weiß die heute 68-Jährige nicht. „Aber jeder Stich ist gut gegen Rheuma.“Edith Gebhardt lacht und sagt: „Das stimmt wirklich“. Bienen sind eben Gesundheit­swunder. „Wer täglich einen Löffel Honig isst, wird uralt“, so der Ehemann. Damit ihr Wissen nicht verloren geht, geben es die Gebhardts weiter, vor allem an Kinder. Der Verein Goldene Weisel, dem sie schon lange angehören, betreut den Bienenlehr­pfad in der Neuen Landschaft in Ronneburg und im Geraer Tierpark.

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Edith Gebhardt mit einer Wabe, auf der die fleißigen Bienen sind. Rechts Ahornhonig, die die Imkerin abgefüllt hat.
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