Thüringische Landeszeitung (Gera)
Leerer Stundenplan
Experimente helfen nicht weiter
Das neue Schuljahr beginnt, und die alten Probleme sind wieder da: Gleich in der ersten Schulwoche kündigt sich Unterrichtsausfall an. Nicht etwa, weil ein Lehrer zu spät aus dem Urlaub zurückgekehrt oder krank geworden ist. Nein, es mangelt an Lehrern. Und zwar so stark, dass einzelne Schulen am gestrigen Montag noch keine Stundenpläne fürs neue Schuljahr vorlegen konnten. Stattdessen setzten sie Sonderpläne in Kraft, riefen Wandertage aus; und nun hoffen sie auf Besserung. Mindestens fürs Improvisieren hätten einige Planer eine glatte Eins verdient.
Und die Schüler? Die freut‘s vielleicht im ersten Moment, weil ihnen nach den langen Sommerferien noch gar nicht nach Unterricht zumute ist. Und womöglich hätten sie in dieser Woche noch mal hitze frei bekommen. Aber spätestens wenn der versprochene MatheLehrer auch im September noch fehlt oder jede Woche ein Anderer Biologieunterricht gibt, werden auch sie verstehen, dass der Lehrermangel ihr persönliches Problem ist.
Derweil sucht die Politik händeringend nach Lösungen und überschlägt sich beinahe mit experimentellen Vorschlägen. Helmut Holter, Thüringens Bildungsminister und derzeit Vorsitzender der deutschen Kultusministerkonferenz, fordert beispielsweise mehr Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem. Damit meint er, dass Gymnasiallehrer auch in anderen Schulformen eingesetzt werden dürfen. Aber ist das wirklich die Lösung? Wenn die Personaldecke zu dünn ist, reicht es nicht aus, sie von einem Ende zum anderen zu ziehen. Das Grundproblem bleibt: Es fehlt an Lehrern.