Thüringische Landeszeitung (Gera)
Kritik an Entscheidung zu Ausbildungsstopp
Verband deutscher Straßenwärter fordert Umdenken von der Ministerin
ERFURT/KÖLN. Diese Meldung hat hohe Wellen geschlagen. In Thüringer Autobahnmeistereien werden keine Straßenwärter mehr ausgebildet. Das hatte die TLZ in der vergangenen Woche berichtet.
Der Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft der Straßenund Verkehrsbeschäftigten, Hermann-Josef Siebigteroth, hält das Vorgehen der für Bau zuständigen Infrastrukturministerin für einen Fehler. Das hat er ihr unmittelbar nach der Veröffentlichung auch in einem Brief mitgeteilt, der der TLZ vorliegt. Darin heißt es: „Aus unserer Sicht ist dieser Entschluss falsch, denn sowohl das Bundesverkehrsministerium als auch das Bundesinnenministerium haben uns auf Nachfrage immer wieder versichert, dass man auch für die Ausbildung in den Autobahnmeistereien in Zuständigkeit der IGA künftig Ausbildungsstrukturen der jeweiligen Bundesländer nutzen will.“
Thüringen war von der Ausbildung zurückgetreten, weil ab 2021 der Bund mit seiner neu gegründeten Infrastrukturgesellschaft die Verwaltung der Autobahnen übernehmen will – und dann auch die Personalverantwortung. Man dürfe nicht über Plan ausbilden, hatte ein Ministeriumssprecher dieser Zeitung auf Nachfrage gesagt.
Siebigteroth sieht in der Einstellung ein fatales Signal, weil „die Kolleginnen und Kollegen sind ohnehin verunsichert“. Er appelliert an Ministerin Keller, den Entschluss zu überdenken und Gespräche mit dem Bund über die Ausbildungsfragen aufzunehmen. Thüringen sei, sagt Siebigteroth, aus Sicht der Fachgewerkschaft ohnehin stark von Privatisierungsmaßnahmen geprägt – „und ist deshalb auf unserer Landkarte an vielen Stellen rot eingezeichnet“.