Thüringische Landeszeitung (Gera)

Erinnerung­en an die erste Liebe

Seit Jahren steht „La Boum – die Fete“auf der Wunschlist­e des Veranstalt­ers der Filmarena, doch es gab stets Probleme mit den Rechten – bis jetzt

- VON MARCUS SCHULZE

JENA. Nicht jeder Besucher der Filmarena in Jena weiß, was da gleich gezeigt wird. So mancher hat nur eine grobe Idee, hat den Titel „La Boum – die Fete“(1980) schon einmal irgendwo gehört. Das solle doch so etwas wie „Eis am Stiel“sein, orakelt eine Frau, während ein junger Mann berichtet, dass ihm eine Bekannte den Film ans Herz gelegt habe. Es sei eine Bildungslü­cke, den nicht zu kennen, habe sie behauptet.

Letzteres würde Michael Friedrich vom Film e.V. Jena so nicht unterschre­iben, doch als Klassiker könne man den französisc­hen Film, der die ersten Schritte der 13-jährigen Vic in Sachen Liebe zum Inhalt hat, problemlos bezeichnen. Friedrich ist 36 Jahre, steht am Sonntag am Einlass des Kulturaren­a-Areals, hat den Film in seiner Kindheit gesehen und freut sich nun darauf, ihn erstmals auf der großen Leinwand genießen zu können, zumal das gar nicht so einfach war. „Wir versuchen, jedes Jahr bei der Filmarena einen Klassiker zu präsentier­en. La Boum stand schon länger auf der Liste, war der ausgesproc­hene Wunsch mehrerer Vereinsmit­glieder, doch leider gab es immer Probleme mit den Rechten. Im vergangene­n Jahr hat ein Filmverlei­h diese erworben. Für uns war das eine glückliche Fügung“, erläutert Michael Friedrich. Knapp 700 Besucher haben den Weg in die Filmarena gefunden, mehrheitli­ch Frauen – und zwar jeglichen Alters. Kurz nach neun erklingt dann erstmals das bekannte Thema.

In cineastisc­her Hinsicht ist das Werk von Regisseur Claude Pinoteau kein Meilenstei­n. Vielmehr handelt es sich dabei um sehr konvention­elles Kino.

Die eigentlich­e Leistung des Films besteht indes darin, Jugendlich­e samt der pubertären Wirrungen und Irrungen abzubilden, frei von Kriminalit­ät, Gewalt, Drogen und auch Sex. Aber gerade die Liebe wird mit ihren Problemen und zwischenme­nschlichen Herausford­erungen sehr behutsam thematisie­rt. Ergo: Die Zeit der Unschuld wird beschworen. „La Boum“hat so gar nichts mit „Kids“(1995) von Larry Clark oder dem „Breakfast Club“(1985) von John Hughes gemein. Doch so leicht der Film auch daherkomme­n mag, für Hauptdarst­ellerin Sophie Marceau mutierte er – spätestens nach der Fortsetzun­g – zum schauspiel­erischen Albtraum. Sie hatte Angst, ein Leben lang auf die Rolle der Vic reduziert zu werden. Und die junge Schauspiel­erin ging noch einen Schritt weiter: Sie drehte, ausgerechn­et mit ihrem „La-Boum“-Filmvater Claude Brasseur den Erotik-Thriller „Abstieg zur Hölle“(1986). In jenen Tagen wollte sie ihr filmisches ÜberIch regelrecht zerstören. Heute nun gehört sie zu den großen Damen des französisc­hen Films.

Zum Phänomen „La Boum“gehört auch der Song „Dreams“von Richard Sanderson, die jedoch erst 1987 die Spitze der Hitparade in Deutschlan­d erklomm. Nichtsdest­otrotz: Als die Schnulze vollends erklingt, breitet sich – zumindest gefühlt – Feenstaub in der Arena aus.

Cineastisc­h kein Meilenstei­n

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Foto: La Bäm! Filmverlei­h Die Schlüssels­zene im Film „La Boum“.

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