Thüringische Landeszeitung (Gera)
Neonazi-Konzert: Bis zu 1500 Polizisten sollen Mattstedt schützen
Mehrere Initiativen planen eine große Protestveranstaltung gegen die MusikVeranstaltung – Besucher müssen im drei Kilometer entfernten Apolda parken
MATTSTEDT. Der Widerstand gegen das geplante NeonaziKonzert in Mattstedt bei Apolda wächst. Inzwischen unterstützen mehr als 13 000 Menschen eine Online-Petition, die sich gegen den Aufmarsch richtet und ein Verbot fordert.
Landesregierung, Behörden und Polizei richten sich jedoch darauf ein, dass das Konzert unter dem Titel „Rock gegen Überfremdung“am Samstag, 25. August, stattfindet. „Es wird uns nicht gelingen, diese Veranstaltung zu verbieten“, sagte Innenminister Georg Maier ( SPD) jüngst in Mattstedt auf einer Informationsversammlung vor knapp 200 Bürgern. Erst zuletzt hätten die Gerichte im Fall The- mar entschieden, dass das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit auch für Neonazi-Konzerte gelte.
In der südthüringischen Kleinstadt hatte im vergangenen Jahr das größte Neonazi-Konzert in der Geschichte der Bundesrepublik stattgefunden. Fast 6000 Rechtsextremisten reisten zu der Veranstaltung an.
Eine ähnliche Größenordnung droht nun auch in Mattstedt, wo gerade einmal 500 Menschen wohnen. Bisher wurden offenbar mehr als 5000 Tickets für die Veranstaltung verkauft, die ursprünglich für 3000 Besucher angemeldet war. Mehrere Initiativen planen eine große Protestveranstaltung mit bis zu 1000 Teilnehmern, die das gesamte Dorf umfassen und damit vor den Neonazis schützen soll. Die evangelische Kirche organisiert parallel eine Sternfahrt mit Fahrrädern.
Die Behörden sind bemüht, die Zahl der Rechtsextremisten zu begrenzen. Das zuständige Landratsamt in Apolda erarbeitet zurzeit mit Hilfe des Innenministeriums einen Auflagenbescheid für das Neonazi-Konzert. Darin geht es unter anderem um Brandschutz und Fluchtwege. Die Veranstaltung soll auf dem nur unvollständig beräumten Areal einer früheren KunstharzFabrik am Ortsrand von Mattstedt stattfinden.
Die Polizei will bis zu 1500 Beamte einsetzen, auch Reiterstaffeln sind beantragt, hieß es. Man wolle das Dorf vom Veranstaltungsgelände vollständig ab- riegeln, sagte der Chef der Landespolizeiinspektion Jena, Thomas Quittenbaum. Die Zufahrtsstraßen- und Wege würden bis auf eine Ausnahme gesperrt.
Da in Mattstedt und Umgebung von den Anwohnern keine Parkflächen an die Veranstalter vermietet wurden, müssen die meisten Besucher des rechtsextremistischen Konzerts im drei Kilometer entfernten Apolda parken und zu dem Gelände laufen, auf der ein halbes Dutzend Neonazi-Bands auftreten sollen.
Auf der Informationsveranstaltung am Montagabend zeigten viele Mattstedter ihr Unverständnis darüber, dass die Veranstaltung nicht verboten wird. Zudem äußerten sie Bedenken wegen der erwarteten Gegendemonstranten. Der Organisa- tor der Protestveranstaltung, Max Reschke, versicherte ihnen, dass Linksextremisten nicht geduldet würden.
Er, Minister Maier sowie die Vertreter von Polizei, Kommunen und der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (Mobit) appellierten an die Dorfbewohner, sich an den Protesten aktiv zu beteiligen. „Schließen Sie sich nicht zu Hause ein“, sagte Thomas Jakob, der in Themar die Proteste gegen die Konzerte der Rechtsextremisten mitorganisierte. „Sonst werden Sie die Neonazis nicht wieder los.“ ● Samstag, . August, Uhr Friedensgottesdienst in der Marienkirche; Demo um ., und Uhr ab Mattstedter Teichplatz