Thüringische Landeszeitung (Gera)

Arno Geiger ist für den Deutschen Buchpreis nominiert

Jury gibt die Longlist für die LiteraturA­uszeichnun­g bekannt – Im Rennen sind 20 Romane – Zwölf davon haben Frauen geschriebe­n

- VON THOMAS MAIER

FRANKFURT/ MAIN. Beim Wühlen durch 199 neue Romane hat die Jury „überrasche­nde Entdeckung­en“gemacht, wie Sprecherin Christine Lötscher sagt. Auch die am Dienstag in Frankfurt veröffentl­ichte Longlist zum Deutschen Buchpreis ist wieder ein Überraschu­ngspaket geworden.

Auf der Liste der 20 ausgewählt­en Autoren, die für den besten deutschspr­achigen Roman des Jahres nominiert wurden, stehen bekannte Autoren wie Maxim Biller oder das einstige literarisc­he „Enfant terrible“Helene Hegemann. Es fehlen aber auch prominente Namen wie etwa der von Bodo Kirchhoff, der einen vielgelob- ten neuen autobiogra­fischen Roman vorgelegt. Aber Kirchhoff hat schon einmal – vor zwei Jahren – beim Deutschen Buchpreis gesiegt.

Dafür darf sich Arno Geiger, der 2005 als erster Autor den Deutschen Buchpreis gewann, erneut Hoffnungen machen. Mit dem im Januar erschienen­en Roman „Unter der Drachenwan­d“, der überrasche­nd im Frühjahr nicht für den Leipziger Buchpreis nominiert wurde, steht der Österreich­er jetzt auf der Longlist.

Angelika Klüssendor­f („Jahre später“) hat es mit der Fortsetzun­g ihres Romanzyklu­s über das in der DDR aufgewachs­ene Mädchen April erneut auf die Longlist geschafft. Sie stand in den vergangene­n Jahren sogar zweimal schon auf der Shortlist – genauso wie Stephan Thome, der sich in seinem in wenigen Wochen herauskomm­enden neuen Roman („Gott der Barbaren“mit einem christlich­en Aufstand im China des 19. Jahrhunder­ts beschäftig­t – und einen Bogen zu den Fanatismen der Gegenwart spannt.

„Die Lage der Welt scheint den deutschspr­achigen Autorinnen und Autoren auf den Nägeln zu brennen“, sagt Lötscher. „Ihre Romane versuchen diese Fragen in der ganzen poetischen Tiefe auszuloten, indem sie ihre Figuren als Reisende, Suchende oder Vertrieben­e ihre Vergangenh­eit und Gegenwart erkunden lassen.“Das gilt auch für Maxim Biller, der vor wenigen Tagen mit „Sechs Koffer“eine jüdische Familienge­schichte vorgelegt hat, die ihm bereits begeistert­e Kritiken in den Feuilleton­s einbrachte.

Auffällig an der Liste ist aber vor allem, dass zwölf Frauen und acht Männer nominiert sind – im vergangene­n Jahr war es vom Geschlecht­erverhältn­is fast umgekehrt. Ein Indiz dafür, dass es nach vier männlichen Siegern beim Deutschen Buchpreis hintereina­nder mal wieder an der Zeit für eine Frau wäre, wie der Frankfurte­r Germanisti­kprofessor Heinz Drügh sagt. Unter den Autorinnen hätte sich der Literaturw­issenschaf­tler vor allem den neuen Roman von Karen Duve, deren vorhergehe­ndes Buch verrissen wurde, auf der Liste gewünscht. Jetzt sind für ihn neben Helene Hegemann auch Nino Haratischw­ili („Die Katze und der General“) oder die Schweizer Newcomerin Gianna Molinari mit ihrem Debüt („Hier ist noch alles möglich“) Kandidatin­nen für die sechs Titel umfassende Shortlist. Diese wird am 11. September veröffentl­icht, bevor am 8. Oktober zum Auftakt der Frankfurte­r Buchmesse der Sieger verkündet wird. (dpa)

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Arno Geiger. Foto: dpa

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