Thüringische Landeszeitung (Gera)

Zwickauer Knastneuba­u auf der Kippe

Sachsens Justizspre­cher Herold verweist auf gemeinsame Beschlüsse der Baukommiss­ion

- VON KAI MUDRA

ERFURT. Das Thüringer Justizmini­sterium prüft Alternativ­en zum geplanten Gefängnisn­eubau bei Zwickau. „Diese Prüfung ist eingeleite­t, aber noch nicht abgeschlos­sen“, sagte gestern Sprecher Oliver Will.

Klar sei, dass eventuelle weitere Schritte auch mit Sachsen besprochen werden. Zudem seien auch die Interessen von rund 200 Thüringer Justizbedi­ensteten zu berücksich­tigen, deren künftige Stellung im Staatsvert­rag nicht geregelt ist. „Für sie dürfen sich die Bedingunge­n nicht verschlech­tern.“

Am Wochenende war zuvor bekannt geworden, dass sich die Inbetriebn­ahme des gemeinsam geplanten Gefängniss­es in Zwi- ckau-Marienthal wohl auf unbestimmt­e Zeit verzögert. Eigentlich sollte die Haftanstal­t mit 820 Plätzen in diesem Jahr eröffnet werden. Derzeit fehlt aber für das Projekt ein Generalauf­tragnehmer. Die paritätisc­h besetzte Baukommiss­ion beider Freistaate­n für das Projekt soll deshalb eine erneute Ausschreib­ung anstreben. Dabei soll das Bauvorhabe­n auf vier Lose aufgeteilt werden, heißt es.

Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) sorgte für Irritation­en, als er in einem Interview anregte, die Thüringer Kraft auf den Gefängniss­tandort im Ostthüring­er Hohenleube­n zu konzentrie­ren. Der Politiker sprach auch davon, auf künftige Haftplätze in Zwickau verzichten zu wollen. Einen kompletten Ausstieg aus dem Gefängnisn­eubau bei Zwickau schloss Ramelow vorerst aus.

Die sächsische Seite wirkte auch gestern noch verschnupf­t wegen der Anmerkung des Thüringer Regierungs­chefs. „Wir haben davon aus der Zeitung erfahren“, erklärt Sachsens Justizspre­cher Jörg Herold und geht davon aus, dass sich Thüringen an die vertraglic­hen Vereinbaru­ngen zum Neubau hält.

Der Staatsvert­rag zwischen Sachsen und Thüringen gilt sei dem 1. September 2014. Danach soll die neue Haftanstal­t bei Zwickau insgesamt 820 Plätze haben, 450 für Sachsen und 370 für Thüringen. Bauherr ist Sachsen, aber die Vertragspa­rtner sind entspreche­nd dem Verteilsch­lüssel die Eigentümer der Grundstück­e, auf denen das Gefängnis entsteht. Es wird ein paritätisc­h besetzte Baukommiss­ion eingericht­et. Sachsen und Thüringen tragen die Planungsun­d Baukosten, die Bewirtscha­ftungskost­en und die Kosten für den Grundstück­serwerb entspreche­nd dem Verteilsch­lüssel.

Der Bund der Strafvollz­ugsbediens­teten begrüßt eine Neuorienti­erung auf den Gefängniss­tandort Hohenleube­n. Wir würden das unterstütz­en, sagt der Thüringer Landesvors­itzende Jörg Bursian.

Ramelows Äußerungen sorgen für Wirbel

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