Thüringische Landeszeitung (Gera)

Leibgarde ohne Waffen für Obrador

Mexikos Staatschef: „Volk schützt mich“

- VON KLAUS EHRINGFELD

MEXIKOSTAD­T. Politiker in Mexiko zu sein gleicht russischem Roulette. Im vergangene­n Wahlkampf wurden mehr als 100 Kandidaten, Bürgermeis­ter und Parteifunk­tionäre getötet – meist vom organisier­ten Verbrechen. Es ist in dem lateinamer­ikanischen Land ein ungeschrie­benes Gesetz, dass Politik und Gewalt untrennbar zusammenge­hören. Insofern verwundert die Mexikaner die Ankündigun­g ihres künftigen Staatschef­s Andrés Manuel López Obrador, auf Personensc­hutz verzichten zu wollen. Er werde „vom Volk beschützt“, sagte er. Der Linkspolit­iker tritt am 1. Dezember sein Amt an.

Immerhin akzeptiert er eine Art alternativ­e Leibgarde. Das ist eine Einheit aus zehn Frauen und zehn Männern, die ihn überallhin begleiten. Deren Mitglieder werden unbewaffne­t und Spezialist­en für die verschiede­nsten Fragen sein. So sind etwa Ärzte, Ingenieure, Rechtsanwä­lte und Psychologe­n als Mitglieder der bunten Leibgarde vorgesehen. Der Verzicht auf die Präsidente­ngarde hat politische, aber auch wirtschaft­liche Gründe. Er ist Bestandtei­l des Primats der „republikan­ischen Sparsamkei­t“, unter das der Linkspräsi­dent seine sechsjähri­ge Amtszeit stellen will. So soll der in Mexiko zu Beginn jeder Präsidents­chaft übliche Kauf neuer Dienstwage­n unterbleib­en. Obrador will mit gutem Beispiel vorangehen. Er kürzt sein Gehalt um die Hälfte. Das Flugzeug des scheidende­n Staatschef­s Enrique Peña Nieto will er verkaufen. Peña Nieto besitzt das mit knapp 220 Millionen Dollar Kaufpreis teuerste Präsidente­nflugzeug der Welt.

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Andrés Manuel López Obrador, künftiger Staatschef. Foto: dpa

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