Thüringische Landeszeitung (Gera)
Den eigenen Fotokalender gestalten
„Kinder sehen die Welt durch die Fotolinse“– Ferienfreizeit im Schullandheim „Junge Touristen“
GERA. Auch die beste Kamera macht nicht immer alles richtig, und für tolle Fotos muss man ihr manchmal ein bisschen unter die Arme greifen. Wie das genau geht, das haben Kinder beim Projekt „Kinder sehen die Welt durch die Fotolinse“kürzlich im Schullandheim „Junge Touristen“in Gera-Lusan gelernt.
Das Handy zücken und kurz einmal draufhalten, für Emma, Leonie, Tobias und die anderen 22 Kinder kein Problem, denn oft haben sie es schon gemacht. Doch nun stellte sich für sie die Frage, wenn schon fotografieren, warum dann nicht richtig. Sie suchten sich professionelle Hilfe bei Jens Schmidt, der gern seine Erfahrungen an die Achtbis Zwölfjährigen weitergab.
Bei Emma zählen Menschen, vor allem aber Kinder zu ihren Lieblingsmotiven. Manchmal seien es aber auch nur die Füße, erzählt sie. Warum gerade Füße, kann sie nicht so recht erklären. „Ich mache es einfach so“, meint sie. Über die Projektarbeit hat sie nun viele Anregungen erhalten. „Ich habe Bäume, Pflanzen, einen Brunnen, einen Bahnhof, auch Steine, die ich beim Wandern entlang der Elster gesehen habe, fotografiert“erzählt die Zehnjährige und verrät, dass sie bald einen Fotoapparat bekommt. Dann wird sie auch weitere Fotos von ihrem Kätzchen machen.
Bisher eher etwas vernachlässigt, weiß Tobias jetzt, wie wichtig es sei, bei der Motivwahl auf den Hintergrund zu achten. Auch, dass Personen nicht immer nur von vorn, sondern auch von der Seite ein gutes Motiv abgeben und unprofessionell sei es, Füße abzuschneiden, hat der 11-Jährige gelernt.
Wie schwierig es ist, beispielsweise Tiere zu fotografieren, davon erzählte Leonie. So müsse man schnell reagieren, denn die halten im seltensten Falle still. Mehr Glück hatte sie da beim Fotografieren ihres Kaninchens. „Ich habe mir da viel Zeit genommen. Nur schade, es lebt leider nicht mehr. Ich kann es aber jeden Tag sehen, denn ein Foto steht neben dem Fernseher in meinem Zimmer“, erzählt die Elfjährige, die sich darüber freut, jetzt mehr zu wissen über das Fotografieren wie auch über das Vorgehen bei der Motivauswahl.
Nicht uninteressant war die Projektarbeit auch für Laura und Marcel, Auszubildende zum Erzieher aus der Privaten Fachschule für Wirtschaft und Soziales gGmbH in Gera-Lusan sowie für die Sozialassistenten Pauline und Nele, vom Bildungswerk für Gesundheitsund Sozialberufe gGmbH in Gera-Kaimberg, die die Projektteilnehmer über die sechs Tage betreut haben.
Jeder der Teilnehmer gestaltete für sich einen Fotokalender. Aus der Vielzahl der während der Projektarbeit entstandenen Fotos, wurden gemeinsam die schönsten Aufnahmen ausgewählt, die dann Eingang in den Fotokalender für das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport fanden.
Bei der einwöchigen Freizeitgestaltung handelte es sich um ein Projekt, welches von der Otegau Arbeitsförder- und Berufsbildungszentrum GmbH Ostthüringen/Geras, als Betreiber des Schullandheimes „Junge Touristen“, im Auftrag des Ministeriums durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Kinder kamen aus Gera, Jena und Weimar. Ihre Eltern nehmen zurzeit an einem „TIZIAN“-Projekt (Thüringer Initiative zur Integration und Armutsbekämpfung mit Nachhaltigkeit) teil.
Das Betreuer-Quartett sowie das Schullandheimteam gestalteten für die Teilnehmer ein abwechslungsreiches Programm, das neben den Punkten wie Bau eines Lichtprojektors oder Besuch im Fotoatelier auch viel Sport und Spiel beinhaltete. So wurde eine Druckerei besucht, sie waren im Kino, haben Abkühlung beim Baden in der Weißen Elster gefunden und trotz der Wärme bei der Disko getanzt.
Für die Otegau war es bereits die fünfte Ferienfreizeitgestaltung im Rahmen des „TIZIAN“-Projektes. Ein weiteres ist für die kommenden Herbstferien zum Thema „Mittelalter“geplant.