Thüringische Landeszeitung (Gotha)
„Die Wippe wird gebaut“
Seit fast 20 Jahren wird um das Einheitsdenkmal gestritten – 18,5 Millionen Euro stehen bereit
Union und SPD im Bundestag wollen nach beispiellosem Ringen um ein Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin nun einen Antrag für den Bau der sogenannten Waage einbringen. „Man kann die Wippe mögen oder nicht. Wir haben uns darauf verständigt, dass im Bundestag ein Antrag eingebracht wird, um die Unsicherheit zu beenden. (...) Das Denkmal wird gebaut“, teilte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) gestern in Berlin nach Gesprächen mit der SPD mit.
Das Denkmal in Form einer begehbaren Waage neben dem rekonstruierten Schloss soll an die friedliche Revolution in der DDR und die Wiedergewinnung der Deutschen Einheit erinnern. Das hatte der Bundestag mit zwei Plenarentscheidungen 2007 und 2008 beschlossen.
Nach Angaben von Kauder und der SPD-Abgeordneten Hiltrud Lotze sollen für den Bau die 18,5 Millionen Euro umgewidmet werden, die die Haushaltspolitiker zuletzt für den Wiederaufbau der historischen Kolonnaden am Standort des Denkmals bereitgestellt hatten. Lotze sagte, sie gehe davon aus, dass die Errichtung des Denkmals damit in die Zuständigkeit von Bauministerin Barbara Hendricks (SPD) falle und nicht mehr in das Ressort von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
Um das nationale Denkmal wird seit fast 20 Jahren gerungen. Zunächst war ein erster Wettbewerb gescheitert. Im zweiten Anlauf gab es zunächst drei Siegerentwürfe, bis sich das gemeinsame Modell des Stuttgarter Büros Milla & Partner und der Berliner Choreografin Sasha Waltz durchsetzte. Waltz stieg später wegen Meinungsverschiedenheiten aus. 2015 gab es zwar die Baugenehmigung, doch alte Mosaike, ein Völkchen seltener Wasserfledermäuse und der Neigungswinkel der Behindertenrampe sorgten für weitere Verzögerungen. Seit Herbst 2016 stehen die 18,5 Millionen Euro für die Kolonnaden zur Verfügung. (dpa)