Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Türkischer Brandbrief an OSZE

Erneut schwere Vorwürfe gegen EU

- VON CHRISTIAN UNGER

Türkische Spitzenpol­itiker erheben im Vorfeld des Verfassung­sreferendu­ms erneut schwere Vorwürfe gegen die EUStaaten. Europa solle „auf den Weg der Demokratie“zurückkehr­en, schreibt Vedat Bilgin. Der türkische Diplomat leitet die Delegation seines Landes bei der Parlamenta­rischen Vertretung der OSZE, der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa. Er reagiert damit auf die Auftrittsv­erbote türkischer Politiker in mehreren EU-Staaten, wie etwa in den Niederland­en und in Deutschlan­d. Die EU dürfe nicht dem „Druck von Fremdenfei­ndlichkeit und Radikalisi­erung“erliegen, schreibt Bilgin in einem Brief an die fast 60 Leiterinne­n und Leiter der anderen Delegation­en bei der OSZE. Der Brief liegt dieser Redaktion vor.

Auch an den CDUBundest­agsabgeord­neten Jürgen Klimke ging der Brandbrief. Er ist stellvertr­etender Leiter der deutschen Delegation in der Vertretung der OSZE, der 323 Parlamenta­rier angehören. Klimke reagierte „irritiert“auf das Schreiben von Bilgin. „Aber das passt leider zum zunehmend irrational­en Verhalten der türkischen Verantwort­lichen im Vorfeld des Verfassung­sreferendu­ms“, sagte Klimke gegenüber dieser Redaktion. Die türkische Regierung müsse sich fragen lassen, ob sie „mit ihrem Pochen auf die Durchführu­ng von Wahlkampfa­uftritten nicht gezielt provoziere­n wollte, um die erzeugte Empörung für eigene Zwecke zu nutzen“, so Klimke.

Der CDU-Politiker hat nun ein Gutachten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags in Auftrag gegeben. Das Urteil ist eindeutig: Völkerrech­t und die deutsche Verfassung geben der Bundesregi­erung das Recht, ausländisc­hen Regierungs­mitglieder­n die Einreise für Wahlkampfa­uftritte zu verbieten.

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Jürgen Klimke (CDU) F.: imago

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