Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Einstiegsl­ohn bei Zalando hat die 10-Euro-Marke geknackt

Der InternetHä­ndler will seine 2800 Mitarbeite­r aus 52 Nationen auch mit Mobilitäts und Freizeitan­geboten motivieren

- VON HOLGER WETZEL

Mit rund 2800 Mitarbeite­rn ist Zalando weiterhin Erfurts größter privater Arbeitgebe­r. Doch kostet es den Internet-Versandhän­dler aus dem Güterverke­hrszentrum (GVZ) immer größere Mühen, dieses Niveau zu halten. „Der Arbeitsmar­kt wird von Jahr zu Jahr herausford­ernder“, sagt der Werkleiter Daniel Behlert.

Um als Arbeitgebe­r attraktiv zu bleiben, lässt sich das Unternehme­n deshalb immer neue Instrument­e einfallen, mit denen Mitarbeite­r gewonnen und bei der Stange gehalten werden sollen. Das fängt bei der Bezahlung an.

Der Einstiegs-Stundenloh­n beträgt seit Jahresbegi­nn 10,15 Euro. „Damit haben wir die 10Euro-Marke geknackt“, sagt Werkleiter Behlert. Zudem erhalten die Mitarbeite­r Urlaubsund Weihnachts­geld und, über ein Bonus-Programm, jährlich sogar Aktien des Unternehme­ns geschenkt. Der Jobticket-Zuschuss stieg, je nach Entfernung des Wohnorts, bis auf 30 Euro monatlich an.

Die Mobilität ist für Zalando auch darüber hinaus ein wichtiges Thema. Neben den drei Gelenkbuss­en aus Erfurt, die bei jedem Schichtwec­hsel am Werkstor halten, fahren Busse etwa nach Sangerhaus­en, Mühlhausen, Sondershau­sen, Apolda und Weimar.

Die Verbindung nach Gera ist gerade durch ein Teilauto-Angebot ersetzt worden. Ein Kleinbus, der von einem Mitarbeite­r gefahren wird, soll das Pendeln flexibler machen. „Am Wochenende können die Mitarbeite­r den Neunsitzer auch privat buchen, etwa wenn ein Umzug ins Haus steht“, sagt Behlert.

Bewährt sich das Carsharing­Modell, soll es erweitert werden. Perspektiv­isch sind dafür auch Elektrofah­rzeuge möglich.

Weiter verbessert haben sich auch die Bedingunge­n für die Mitarbeite­r, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Neben Unterstell­boxen trägt dazu vor allem der neue Radweg von Linderbach ins GVZ bei. Der Zalando-Betriebsra­t hatte sich bei der Stadt für die Strecke eingesetzt, die nun eine matschfrei­e Verbindung zur Stadt ermöglicht.

Zahlreiche Mitarbeite­r haben ihre Wurzeln weit jenseits der Thüringer Grenzen. „Wir werden immer internatio­naler“, sagt Behlert. Menschen aus 52 Nationen sind inzwischen bei Zalando angestellt.

Unter den Ausländern bilden die Polen die größte Gruppe. An zweiter Stelle rangieren Slowaken. Sie bilden zugleich die am schnellste­n wachsende Gruppe – vielleicht auch, weil die Slowakei zu den Ländern mit dem Euro als Währung gehört.

Die Flüchtling­swelle aus dem Jahr 2015 ist ebenfalls bei Zalando angekommen. Bevor sie im Erfurter Werk arbeiten können, müssen die Migranten etwa aus Syrien oder Afghanista­n allerdings einen Integratio­nskurs und einen Deutschkur­s absolviert haben. Auf die Religionsa­nsprüche muslimisch­er Mitarbeite­r hat Zalando mit einer speziellen Pausenrege­lung und Gebetsinse­ln für den Fastenmona­t Ramadan sowie mit einem Gebetsraum reagiert. „Das ist gelebte Toleranz“, sagt Behlert.

Eine weitere Herausford­erung besteht darin, die neuen Mitarbeite­r aus ferneren Regionen mit Wohnungen zu versorgen. Durch die Zusammenar­beit mit Wohnungsba­ugenossens­chaften können Wohnungen für die Anfangszei­t gleich im Werk vermittelt werden.

Rückengymn­astik-Kurse, ein neues Fitness-Studio und ein Basketball­platz, der den seit 2014 bestehende­n Fußballpla­tz am Werk ergänzt, gehören zu den Freizeitan­geboten. Die Zahl der Betriebsär­zte wurde aufgestock­t. Vor wenigen Tagen ist sogar eine DHL-Packstatio­n für die Mitarbeite­r auf dem Werksgelän­de aufgebaut worden.

Gern angenommen wird laut Behlert ein neues Angebot, bei dem Mitarbeite­r aus allen Abteilunge­n an einer Testphase für die als künftiger Service geplante „Lieferung am Tag der Bestellung“mitwirken können. Zwischen 19 und 21 Uhr fahren sie im Transporte­r mit, der die derzeit noch zufällig ausgewählt­en Pakete zu den überrascht­en Kunden bringt.

„Manchmal kommt dann heraus, dass auch der Kunde bei Zalando arbeitet“, sagt Behlert. „Dann ist die Paketüberg­abe besonders herzlich.“

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Die Zalando-Mitarbeite­r Olaf Täusler (links) und René Thieme (beide aus Erfurt) verladen Pakete für die neue „Zustellung am selben Tag“. Foto: Holger Wetzel

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